Die Temperaturen kratzen an der 18 Grad Marke. Es ist der bisher wärmste Tag dieses Vor-Frühlings. Für mich geht es raus, die Ilm flußabwärts. Ziel meiner Phototour ist der Abschnitt des Ilm-Radweges zwischen Tiefurt und Kromsdorf.
Seit mehreren Jahren bin ich am Pfingstmontag in Sachen Deutscher Mühlentag unterwegs. Ich habe dabei schon so einige Mühlen besichtigt und war nie wirklich enttäuscht. Selbst den lausigsten Objekten konnte man noch irgendwo, irgendwie etwas abgewinnen.
Das Problem ist immer, dass man sich eine Route zusammenbasteln muss, um an diesem einen Tag soviele Mühlen wie möglich abzuklappern, ohne dass es stressig wird. Dieses Mal zog es mich in den Reinstädter Grund, was ein landschaftlich auffälliges Seitental des Saaletals ist, um die Obermühle Geunitz zu besichtigen.
Wie jedes Jahr war ich zu Gast beim Osterfeuer im Nachbardorf. Nicht allzu lange, sondern nur solange, wie es für ein Häkchen hinter Teilnahme: ausreicht.
Osterfeuer 2017
Auf dem Land ist es gute „Tradition“, dass zu Ostern lauter brennbares Material zusammengetragen wird, dass dann zwischen Gründonnerstag und Ostermontag abgefackelt … kontrolliert abgebrannt wird.
Natürlich hat das Ganze nichts mit einer irgendwie gearteten christlichen Osterbotschaft zu tun. Aber das nur am Rande.
Man steht nur beisammen (okay, beieinanderstehen tun nur die Eingeborenen), trinkt Bier aus der Flasche und isst eine Bratwurst. Mit Fortdauer des Events werden die Leute zunehmend betrunkener und wer weiß, wie so eine Veranstaltung endet. Ich kann das nicht sagen, da ich immer rechtzeitig die Segel streiche.
Mir gefällt aber die Atmosphäre, die Ungezwungenheit, das Einfache, Rustikale. Keine musikalische Begleitung, keine verschwurbelte künstliche Überfrachtung und auch keine Bewerbung als Tourismusmagnet. Das Wort „bodenständig“ kommt mir oft in den Sinn.
Osterfeuer im Dunkeln
abgebranntes Osterfeuer
Bei den Bildern im Tageslicht sieht man erstmal, welchen Qualm diese Angelegenheit entwickelt. Über dem Dorf lag eine Dunstwolke, die man kilometerweit sah. Es hatte vorher zwar kräftig geregnet, aber ich glaube, da war nicht nur abgelagertes Holz der Flammen Opfer geworden. Der gelbe Rauch ließ viel Raum für Spekulationen.
Bei den Nachtbildern hätte man träumen und sich an den Hängen des Vesuv wiederfinden können (oder beim Schwelbrand einer illegalen Mülldeponie bei Neapel).
Zutiefst ländlich verwurzelt verweigern sich diese heidnischen Zeugen allen urbanen Versuchen der Vereinnahmung und Kommerzialisierung. Osterfeuer sind da (noch) ein echtes Bollwerk, aber ich will das auch nicht mythologisieren und überbewerten. Letztlich brennt da auch nur ein mehr recht als schlecht zusammengestellter Holzhaufen, während einige Dutzend Schaulustige sich am Anblick erfreuen und überteuertes Bier trinken, was sie sich auch günstiger hätten besorgen können. Und ja, es könnte so viel mehr sein – aber wahrscheinlich würde es dann nicht funktionieren.
Das Sprießen des frischen Bärlauchs ist eines der untrüglichen Anzeichen für den nahenden Frühling. Also machte ich mich wie jedes Jahr auf den Weg zu dem Ort, der hier allgemein für sein massenhaftes Vorkommen von Bärlauch bekannt ist – den Ettersberg.
Möchte man nach Bad Liebenstein und ist unmotorisiert wie ich, hat man gute Chancen, dass einen das Leben oder die Deutsche Bahn (was oftmals dasselbe ist) über Wutha-Farnroda schickt.