Osterfeuer!

abgebranntes Osterfeuer

Ich oute mich als Liebhaber von Osterfeuern.

Wie jedes Jahr war ich zu Gast beim Osterfeuer im Nachbardorf. Nicht allzu lange, sondern nur solange, wie es für ein Häkchen hinter Teilnahme: ausreicht.

Ein ziemlich ungeordnetes Osterfeuer
Osterfeuer 2017

Auf dem Land ist es gute „Tradition“, dass zu Ostern lauter brennbares Material zusammengetragen wird, dass dann zwischen Gründonnerstag und Ostermontag abgefackelt … kontrolliert abgebrannt wird.

Natürlich hat das Ganze nichts mit einer irgendwie gearteten christlichen Osterbotschaft zu tun. Aber das nur am Rande.
Man steht nur beisammen (okay, beieinanderstehen tun nur die Eingeborenen), trinkt Bier aus der Flasche und isst eine Bratwurst. Mit Fortdauer des Events werden die Leute zunehmend betrunkener und wer weiß, wie so eine Veranstaltung endet. Ich kann das nicht sagen, da ich immer rechtzeitig die Segel streiche.

Mir gefällt aber die Atmosphäre, die Ungezwungenheit, das Einfache, Rustikale. Keine musikalische Begleitung, keine verschwurbelte künstliche Überfrachtung und auch keine Bewerbung als Tourismusmagnet. Das Wort „bodenständig“ kommt mir oft in den Sinn.

Bei den Bildern im Tageslicht sieht man erstmal, welchen Qualm diese Angelegenheit entwickelt. Über dem Dorf lag eine Dunstwolke, die man kilometerweit sah. Es hatte vorher zwar kräftig geregnet, aber ich glaube, da war nicht nur abgelagertes Holz der Flammen Opfer geworden. Der gelbe Rauch ließ viel Raum für Spekulationen.
Bei den Nachtbildern hätte man träumen und sich an den Hängen des Vesuv wiederfinden können (oder beim Schwelbrand einer illegalen Mülldeponie bei Neapel).

Zutiefst ländlich verwurzelt verweigern sich diese heidnischen Zeugen allen urbanen Versuchen der Vereinnahmung und Kommerzialisierung. Osterfeuer sind da (noch) ein echtes Bollwerk, aber ich will das auch nicht mythologisieren und überbewerten. Letztlich brennt da auch nur ein mehr recht als schlecht zusammengestellter Holzhaufen, während einige Dutzend Schaulustige sich am Anblick erfreuen und überteuertes Bier trinken, was sie sich auch günstiger hätten besorgen können. Und ja, es könnte so viel mehr sein – aber wahrscheinlich würde es dann nicht funktionieren.