Ein Nachruf, den ich so nie schreiben wollte

Normalerweise veröffentliche ich hier nur halbwegs seriöse Inhalte und hätte nie gedacht, mal eine Art Nachruf zu schreiben.

Wobei, eigentlich finde ich Nachrufe ja nicht so prickelnd. Man hat immer das Gefühl, dass Nachrufe nie den richtigen Ton treffen und die darin geschilderten Aktivitäten zwischen banal und hochtrabend schwanken.

Also fasse ich mich hier kurz.

Ich habe auch noch gar nicht richtig realisiert, was passiert ist.
Ich weiß zwar, was geschehen ist – ich habe es zum Teil aus den lokalen Nachrichten erfahren – aber es ist noch nicht oben angekommen. Ich weiß auch, dass ab jetzt nie wieder (vorzugsweise) am Sonntag das Telefon klingeln wird und ich nicht mehr mit meiner Oma über Gott und die Welt sprechen werde. Ich werde wohl dennoch jeden Sonntag auf ein Klingeln warten oder den Mail-Account auf Nachrichten prüfen – und ich werde bitter enttäuscht werden. Und zwar jedes Mal, wenn wider besseren Wissens in mir die Erwartung wächst und mir das Unbewusste einen grausamen Streich spielt. Ein Beispiel: kurz nach der tragischen Nachricht lag eine ihrer geliebt kitschigen Oster-Postkarten im Briefkasten. Lebendig abgeschickt, nach dem Sterben angekommen. Ein Totengruß. Das war wirklich hart.

Alles nur, weil es einen absolut unnötigen und grausam verlaufenen „Unfall“ gab (die Polizeibehörden ermitteln noch, weshalb ich hier nicht alles im Detail schreibe, um die Klage nicht zu gefährden). Ja, wir alle wünschen uns, bei bester Gesundheit mit 120 Jahren im Kreise der Lieben einzuschlafen. Aber das ist eben nicht immer so. Nur, diese Art von Tod hat sie nicht „verdient“. Wie immer man verdienen auch definieren mag. Genugtuung, wenn die Schuldigen verurteilt werden? Am Ergebnis ändert es nichts. Es würde mich nur deprimieren, wenn sie davonkämen – aber vielleicht wird auch genau das passieren.

Da sie ca. 8.000 km weit weg wohnt, habe ich es nicht rechtzeitig zum „Service“ geschafft. Und auch vorher hätte ich definitiv wieder einen Besuch dort einrichten können. Habe ich nicht gemacht. Ich bin oft genug gebeten worden und ich habe es aus diesen und anderen Gründen nicht getan. Dann kam Corona und danach wäre ich vielleicht Schritt für Schritt bereit gewesen. Seit Jahren hat sich in meinem Innern die Gewissheit verfestigt, dass mir dies irgendwann auf die Füsse fällt. Nun ist es früher gekommen als gedacht und jetzt muss ich damit leben.

Und ich kann auch nur hoffen, dass sie trotz ihrer stets nach Außen getragenen Weigerung, über die Vergangenheit zu sprechen, im Heimlichen ein paar Notizen gemacht hat, mit denen wir die vielen Leerstellen in unserer holprigen und brüchigen Familiengeschichte füllen können.
Nun liegt sie auf einem Militärfriedhof im Niemandsland (fragt nicht). Und wenn der Witwer demnächst fortzieht (was er aufgrund des Alters und Verfasstheit tun wird), dann ist niemand mehr vor Ort, der mal zu diesem Grab geht, davor stehenbleibt und vielleicht nachdenkt, was für ein Mensch hier liegt. Das zu wissen stimmt mich traurig. Wie mich die ganze Sache sehr sehr müde und abgeschlagen zurücklässt.

Schwedt: Dach des Schwimmbades AquariUM eingestürzt

Wie mittlerweile verschiedene Medien berichten (z.B. Spiegel), ist am 11. Juli 2021 in Schwedt (Uckermark) das Dach des Schwimmbades AquariUM eingestürzt. Betroffen ist eine Fläche von 50 x 70 Metern. Personenschäden sind Gottseidank nicht zu beklagen, obwohl sich zum Zeitpunkt des Einsturzes 2 Gastromitarbeiter im Gebäude aufgehalten haben.

Dabei kann man noch von Glück sprechen, dass das Dach jetzt eingestürzt ist, da das Schwimmbad kurz vor der Wiedereröffnung stand. Wäre dieses Unglück im Zuge der Wiedereröffnung am Donnerstag passiert, hätte es durchaus Tote geben können, so ein Polizeisprecher. Das Aquarium wurde in Teilen saniert (angeblich betrafen die entsprechenden Arbeiten nur das Schwimmbecken), wobei noch unklar ist, ob der Dacheinsturz und die Sanierungsarbeiten in einem Zusammenhang stehen. Informierte Stellen sprechen von einem mittleren, einstelligen Millionenschaden. Ermittlungen zum Hergang und den Ursachen wurden eingeleitet und die Neueröffnung des Schwimmbades natürlich verschoben. Auch wenn „nur“ der Bereich des 25-Meter Schwimmbeckens betroffen war, macht es ja keinen Sinn, die Bereiche Spaßbad, Sauna und Fitness zu öffnen. Erstens weiß man nicht, ob auch diese Gebäudebereiche gefährdet sind und zweitens wird nach diesem Ereignis niemand ein Risiko eingehen wollen.

Mittlerweile hat die Kripo wohl Anzeige wegen Baugefährdung gegen Unbekannt gestellt. Das weitere Vorgehen hängt dann wohl von den fortschreitenden Ermittlungen und Erkenntnissen der Behörden ab.

Ein Anwohner will um die Mittagszeit ein verdächtiges Knacken aus dem Gebäude gehört haben, bevor das Dach gegen 15:20 Uhr mit einem großen Knall einstürzte und eine große Staubwolke erzeugte. Einsatzkräfte waren umgehend vor Ort und haben die Schwimmhalle gesichert und abgesperrt.

Auf die Unglücksursache bin ich wirklich gespannt, da das Schwedter Schwimmbad ein relativ junger Neubau ist und ein Schaden dieser Größe aus dem Nichts heraus auch sehr selten auftritt. Für die Stadtwerke Schwedt, als Betreiber, ist das natürlich eine Hiobsbotschaft. Nicht nur sind damit die Renovierungsarbeiten hinfällig sondern auch die dringend benötigten Einnahmen zuzüglich zum Bauschaden.

Das Schwimmbad AquariUM stand vor vielen Jahren bereits im Mittelpunkt einer kontrovers geführten Debatte um die damalige Schließung des altehrwürdigen und sehr beliebten Waldbades Schwedt.
Zum alten Artikel.

Die Heimat, die ich meinte

Christian Lorenz, den die meisten Menschen eher als Keyboarder Flake von der Krachband Rammstein kennen, hat der Süddeutschen ein Interview im Zuge der „Heimat“-Reihe gegeben. Ich denke, es lohnt zu lesen.

Flake über Heimat – In einer Blase von Reichen

Ich muss da nicht jeder Aussage zustimmen, schon allein deshalb, weil ich nicht 1966 geboren wurde und etwas von Kriegsschäden erzählen kann. Aber bei vielem ertappe ich mich, wie ich innerlich mit dem Kopf nicke und „mh .. mh“ mache. Vor allem Gerüche und Geräusche prägen sich ein und erzeugen ein irgendwie vertrautes, heimatliches Gefühl, wenn man wieder mit ihnen konfrontiert wird. Bei mir ist das bspw. der Teergeruch, der einem an wirklich heißen Sommertagen in die Nase stieg, weil der Asphalt schmolz

Flake ist in das Haus im Prenzlauer Berg zurückgezogen, in dem er als Jugendlicher aufgewachsen ist und muss nun feststellen, dass Heimat ein sehr wandlungsfähiger Ort ist:

Es leben inzwischen sehr viele unangenehme Menschen hier

Wenn der Ort der Kindheit/Jugend eine der ersten Antworten auf die Heimatfrage ist, muss ich schon mal passen. Davon steht fast nichts mehr. Im Gegenteil, wo einst Wohnhäuser und andere Gebäude standen, stehen jetzt Kiefernplantagen. Die Natur soll sich alles zurückholen.