Musikalische Schätze Teil 3: Carcass – Necroticism – Descanting the Insalubrious

Von allen weniger bekannten Bands, waren Carcass aus Liverpool eine der wichtigsten für die Entwicklung des Death Metal Ende der 1980er und frühen 1990er. Ich weiß, das werde ich noch bei vielen Bands auf diesem Blog sagen.

Neben Bands wie Napalm Death, Brutal Truth oder auch Terrorizer zählte die 1985 in Liverpool gegründete Band zu den Pionieren des Grindcore, aber ihr Werdegang sollte anders verlaufen. Ihr Beitrag zur Etablierung des Death Metal ist unbestritten und ist Anspieltipp für jeden Freund des gepflegten Tod-Metalles.

War Reek of Putrefaction noch ein reines Grindcore Album, hielten ab Simphonies of Sickness zusehends Death Metal Elemente Einzug. Mit ihrem 1992 veröffentlichten Longplayer Necroticism – Descanting the Insalubrious perfektionierten Carcass ihren Sound aus Melodic Death Metal mit Grindcore-Anleihen. Aufgrund seiner komplexen Gitarrenarbeit und anspruchsvollen Songstrukturen gilt dieses Album als Meilenstein in der Entwicklung des Death Metal.

Mein all time favourite von Carcass wird immer Necroticism – Descanting the Insalubrious sein.

Das Album zeigt Carcass auf dem Höhepunkt ihrer technischen Fähigkeiten und kreativen Vision. Es wird von der komplexen und abwechslungsreichen Gitarrenarbeit von Bill Steer und Michael Amott durchzogen. Man bekommt die Riffs nur so um die Ohren gehauen. Dazu Breaks, Tempowechsel, ab und an Rückfälle in den Grindcore. Man kann Elemente des Thrash Metal, Progressive Rock oder auch Jazz ausmachen. Die Texte behandeln weiterhin medizinische Themen wie Verfall, Zersetzung und Krankheit, sie sind aber tiefgründiger und poetischer als noch auf Simphony of Sickness oder sogar auf Reek of Putrefaction.
Auf diesem Album passiert mehr, als bei manchen Metalbands in ihrer gesamten Diskographie.

Das darauffolgende Heartwork gilt als ihr größter kommerzieller wie auch musikalischer Erfolg, markierte aber gleichzeitig den Niedergang der Band. Ich persönlich kann mit melodischem Death Metal nicht viel anfangen, obwohl sich auf dem hier vorgestellten Necroticism – Descanting the Insalubrious zahlreiche melodische Passagen befinden. Diese wirken aber eher groovy als krampfhaft herbeigeschrieben, wie das bei Heartwork der Fall ist.

Nach Heartwork folgte noch der Silberling Swanesong, welcher der Band aber kein Glück brachte. Aufgrund interner Spannungen lösten sich Carcass 1996 auf.

2007 starteten sie ein Comeback und veröffentlichten 2013 das Album „Surgical Steel„, das für seine Rückkehr zu den Wurzeln der Band gepriesen wurde, während es einige der melodischen Elemente, die sie auf „Heartwork“ erkundet hatten, integrierte.

Haben Carcass abgesehen von ihren Achtungserfolgen je den Underground verlassen? Ich glaube nicht wirklich, denn ihre Albumverkäufe lagen doch deutlich unter den damals bekannten großen Metalbands. Es gab einfach so viele gute Bands und wichtige Alben damals, dass die Leute heute nur die absoluten Top-Bands aus jedem Bereich kennen. Deshalb habe ich sie auch in diese Artikelserie mit aufgenommen. Nein, Carcass waren nie die ersten irgendwo. Sie haben keine Altars of Madness hervorgebracht und ich wage zu bezweifeln, dass eine ihrer Scheiben einen Platz unter den Top 5 auch nur irgendeiner Umfrage erreichen wird. Aber es lohnt sich dennoch, in ihrer Werk reinzuhören. Keines der Carcass-Alben ist richtig schlecht, aber jedes für sich sehr unterschiedlich. Die künstlerische Entwicklung der Band hat es mit sich gebracht, dass jeder Fan sein Lieblingsalbum (oder -alben) hat und andere Veröffentlichungen der Liverpooler geradezu ablehnt. Ich verstehe, dass die Grindcore-Schiene auf Dauer eine Sackgasse darstellte. Man kann nur unter Verwendung von Blast-Attacken und Screaming-Vocals keine große Abwechslung hervorbringen. Genauso birgt der melodische Death Metal die Gefahr, sich im seichten Mainstream zu verirren und die alten Fans gänzlich vor den Kopf zu stoßen.

Dieses Album inspirierte viele Bands und produzierte zahlreiche Carcass-Klone aber auch Musiker, die den Sound adaptierten oder weiterentwickelten.

Ukraine – ich muss das jetzt sagen

Die Ukrainer haben aufopferungsvoll gegen eine militärische Übermacht gekämpft. Weitaus mehr als man ihnen zugetraut hätte. Aber man muss auch akzeptieren, wenn der Kampf verloren ist. Daran ändern auch ein paar alte MiGs nichts mehr, die man per Verschiebebahnhof in das Kriegsgebiet bringen möchte. Das hätte alles früher passieren müssen, wenn man es denn gewollt hätte.
Putin kann sich nur selbst stoppen. Oder er wird durch eine Palastrevolte gestoppt. Das ist aber unwahrscheinlich, wenn man die Horde von gleichgeschalteten Apparatschicks in seinem Umfeld sieht. Auf die Oligarchen braucht man nichts geben. Sie walten nur von Putins Gnaden. Wird einer aufmüpfig, landet er im Lager oder stirbt unerwartet an einer Vergiftung. Und wenn einer dann nur noch 20 statt 40 Milliarden auf dem Konto hat, lässt es sich damit auch noch gut leben. Die russischen Mütter? Wo in 100 Jahren Sowjetregime mit Millionen Toten (ja, auch ohne Deutschland als Urheber) haben denn russische Mütter auch nur irgendwas bewirkt? Wenn es hart auf hart kam, haben diese Mütter schon immer ihre Söhne für die Verteidigung von Mütterchen Russland hergegeben. Nicht selten mit Stolz.
Wirtschaftliche Sanktionen? Wen sie wirklich treffen, sehen wir gerade. Und in Peking kommt man aus dem Lachen nicht heraus. Es ist auch kein Zufall, dass sich zum Beispiel Indien der Stimme enthalten hat. Abschieberitis von russischen (Putin-nahen) Künstlern und Beenden zweifelhafter Sponsorenverträge – irgendwo verständlich, aber auch nur ein symbolischer Akt und Ausdruck einer unausgesprochenen Ohnmacht.

Es wird Zeit zu realisieren, dass wir in Europa und speziell in Deutschland nicht mehr am längeren Hebel sitzen. Das ist eine schmerzhafte Erkenntnis, aber sie ist offenbar notwendig. Ich bin gespannt, was wir daraus machen werden und wohin das führt.

Ja die Ukraine ist verloren und ja, das hätte alles nicht sein müssen. Kein Zivilist welchen Geschlechts und welchen Alters sollte das durchmachen. Vor allem nicht im Jahr 2022 im ach so befriedeten Europa (ja, Europa reicht bis zum Ural). Aber es ist jetzt so und wir haben keine Antworten.
Wir können nicht einmal verhandeln, denn wir haben nichts, was Putin nicht ohnehin in den Schoss fällt oder für ihn überhaupt von Interesse ist. Von daher schön, dass er ab und zu mit Macron telefoniert, um seinen Spaß zu haben, aber etwas Zählbares kommt dabei nicht heraus.
Aber der Mehrheit hier ist nun mal das Hemd näher als die Hose. Die Solidarität mit der Ukraine fällt in dem Maße wie die Spritpreise steigen. Ein zerbombtes Europa? Nicht für Kiew.
Ja, kann sein, dass diese Konfrontation ohnehin kommen wird, aber dann hätten wir jetzt wenigstens die Zeit, um uns darauf vorzubereiten. Ich bezweifle aber, dass gutes Geld in Form von 100 Mrd Euro Sonderinvestition (wo man die wohl gefunden hat?) auf die Bundeswehr geworfen, eine zielführende Maßnahme ist – auch wenn ich immer für eine starke Armee plädiert habe. Die ganzen Berater noch aus der Zeit von Frau v.d. Leyen werden sich freuen. Neue sinnlos-Projekte und Waffensysteme, die in so einem Konflikt nichts taugen. Und überhaupt, kein Panzer und keine Rakete werden gegen den Klimawandel oder auch die Vorherrschaft Chinas etwas ausrichten.

Afghanistan – Wasted Years

Nach dem Fall von Kabul – oder sollte man sagen, „friedlichen Übergabe“ – dürfte nun auch dem letzten Träumer klargeworden sein: Ein großes Scheitern fand seinen vorläufigen Abschluss. Oder auch Höhepunkt, denn die Geschichte ist noch lange nicht vorbei.

Afghanistan ist ein failed state, obwohl es ein staatsmäßig organisiertes und vor allem funktionierendes „Afghanistan“ nach westlichen Vorstellungen nie gab. Letzten Endes ist es eine patriarchalische Stammesgesellschaft, selbst wenn die Gotteskrieger modernste Waffen tragen und mit mobile phones und tablets arbeiten.

Die Übernahme der Macht durch die Taliban kam mit Ansage, nur das Tempo war dann doch überraschend. Eine Bevölkerung von 38 Millionen Einwohnern, eine von der NATO ausgerüstete und ausgebildete Armee von 300.000 Mann (was nach neuesten Erkenntnissen auch nur eine weit übertriebene Zahl ist), zahlreiche Polizeikräfte usw. und dann kommt eine 80.000 Mann starke Fundamentalistentruppe und übernimmt handstreichartig den Staat. Zu glauben, dass so etwas ohne breiten Rückhalt in der Bevölkerung funktionieren kann, ist naiv und töricht. Viele Afghanen werden die Lügen, die Korruption und falschen Versprechungen einfach satt gehabt und sich den Kräften zugewandt haben, von denen der jüngere Anteil der Bevölkerung nur noch über das Hören-Sagen Kenntnis hat. Und wie verklärend das Hören-Sagen ist, wissen wir selbst nur zu gut.

Als Peter Scholl Latour noch lebte hielt er selten mit seiner Meinung zu Afghanistan hinterm Berg: „Solange wir Deutschen dort noch gut angesehen sind, große Truppenparade und dann raus da. Nation Building dort ist nicht unsere Aufgabe und ist auch zum Scheitern verurteilt.“ Das ist jetzt auch schon mehr als 10 Jahre her. Zehn Jahre andauernde Verschwendung wider besseren Wissens.
Ich möchte da nicht einmal über die Posse der „Rettungsaktion Evakuierung“ spotten, die erst am Montag starten konnte, weil … naja … Wochenende und so – es fügt sich einfach konsequent in das Gesamtbild ein, was wir dort hinterlassen haben. Es wird für Heiko Maas und Horst Seehofer Zeit zu gehen, auch wenn sie das große Scheitern am Hindukusch nur übernommen haben. Aber ihr Agieren ist höchst unglücklich und letztlich auch schäbig. Möglicherweise ist es jetzt auch einfach nur müßig, auf Politiker einzuschlagen, die ohnehin nach der Bundestagswahl arbeitslos sein werden.
Ach, wer jetzt glaubt, dass nun Tausende Helfer und Helfershelfer (die Begriffsschöpfung „Ortskräfte“ erfolgte ja sehr rasch) der Bundeswehr und anderer staatlicher Stellen nach Deutschland ausgeflogen werden: dafür wäre die letzten Wochen und Monate Zeit gewesen. Wenn man gewollt hätte. Aber hier drängt sich förmlich der Verdacht politischen Kalküls auf. Jetzt werden maximal deutsche Staatsangehörige und engste Mitarbeiter ausgeflogen. Selbst die müssen taktisch so schlau gehandelt haben, dass sie sich zu diesem Zeitpunkt auf oder am Flughafen Kabul befinden. Wer nicht auf dem Rollfeld ist, wird nicht mehr ausgeflogen. Es sei denn, die Taliban – die nun Kabul kontrollieren – haben ein Interesse daran oder geben ihr okay. Wenn man sich durch die Meinungsäußerungen vornehmlich linker Politiker und Agitatoren arbeitet, zeichnet sich die Forderung nach der Aufnahme aller Afghanen ab, die durch die Taliban-Herrschaft bedroht sein werden oder könnten. Wie stellen sich die ganzen „Gutmenschen“ das überhaupt vor? Nach welchen Kriterien soll die Auswahl erfolgen? Die verschiedenen Bundesministerien geben ja selbst bei den Ortskräften zu, dass sie keine vollumfänglichen Informationen besitzen, wer mal alles für sie gearbeitet hat. Fahren dann Busse durch mittlerweile Feindesland (die Taliban haben den Abzug sämtlicher bewaffneter Soldaten fremder Nationen gefordert) und sammeln Leute ein, die dann zum Kabuler Flughafen gebracht werden?

Jemand auf Twitter stellte die ernstgemeinte Frage, wie man abgesehen von Demonstrationen, Tweets und offenen Briefen auf die Situation reagieren kann. Nun, ein Weg der selten beschritten wird aber deshalb nicht weniger hilfreich ist, wäre die Auseinandersetzung mit der eigenen Ohnmacht. Eine Akzeptanz dafür entwickeln, dass Dinge einfach schieflaufen, dass man verlieren kann. Einen Umgang für banale Dinge finden. So „banale“ Dinge wie Verlust und Niederlage. Und eigenes Fehlverhalten.
Denn jetzt beginnt man wieder in alte Muster und Strukturen zu verfallen. Sollten wir doch nochmal militärisch …? Alles ausfliegen? Drohende Appelle an die Koranschüler richten und sie dann boykottieren, bis wir eine Sprachregelung gefunden haben?
Nein, wenn Schluss ist, ist Schluss. Ein Verbleiben der Bundeswehr nach Abzug der Amerikaner wäre Selbstmord gewesen. Ich kann die Haltung der USA zu Afghanistan verstehen. Ein Staat, der nach einer Generation nur durch Truppenpräsenz am Leben gehalten werden kann, lohnt den Aufwand nicht. Ja, man hat ordentlich Geld und Material reingepumpt (was sich nun die neuen Machthaber unter den Nagel gerissen haben) und sicherlich hier und dort richtige Entwicklungen angestoßen. Oder zumindest solche, die man der eigenen Gesellschaft zur Rechtfertigung des eigenen Tuns vorweisen konnte. Aber am Hindukusch Mädchenschulen zu bauen und Frauen ein Studium zu ermöglichen (so ehrenvoll das sein mag) war nicht unsere Aufgabe. Demokratie, westliche Werte und Verankerung in der Weltgemeinschaft – das sind Dinge, die von Innen kommen müssen. Wenn sie denn überhaupt gewollt sind.

Und da kommen wir zu einem Punkt, über den man unbedingt Tacheles reden muss, bevor man sich in das nächste Abenteuer stürzt: Selbstbetrug und ein nicht klar definierter Auftrag. Selbstbetrug, weil wir regionale Warlords unterstützt und ein korruptes Regime in Kabul unterstützt haben und es nicht sehen wollten. Und als das Geld und die Unterstützung ausblieben, sind genau diese Leute mit wehenden Fahnen zu den Taliban übergelaufen. Dass die Unterstützung und vor allem Sympathie für die Taliban in Afghanistan viel größer ist, als hier behauptet – ist zwar öfter mal angeklungen, wird hier aber immer selbst jetzt noch umgedeutet oder verschwiegen. Dass im ganzen Land und darüber hinaus gejubelt wird? Passiert nicht, sagen die unentwegten Verteidiger der Mission Befriedung.

Der Selbstbetrug setzt sich fort, denn schon Clausewitz wusste: Nichts ist schwerer als der Rückzug aus einer unhaltbaren Position. Und das schließt geistige Postionen mit ein.

Die Wischi-Waschi Zielsetzung des Mandates hat Menschleben gekostet und viele Ressourcen. Vor 20 Jahren ging es einmal darum, Osama Bin Laden zu finden und lokale Al Kaida Strukturen zu zerstören. Das wäre ein klar formulierter und zeitlich begrenzter Auftrag gewesen. Nun hat man feststellen müssen, dass die Situation vor Ort reichlich komplex ist und noch andere Akteure beteiligt sind (Iran, Pakistan und neuerdings China). Aus einer militärischen Vergeltungsaktion wurde die Besetzung eines ganzen Landes und das vorhin erwähnte Nation Building. Beides muss man unter „versucht“ abbuchen, denn abgesehen von den Feldlagern und Festungen hat man keine Kontrolle ausgeübt und die afghanische Republik hatte ja eine außerordentlich kurze Halbwertszeit. Leider hat man sich in das dortige Klein-Klein (zynisch einmal als The Great Game bekannt) hineinziehen lassen. Warum nie wirklich darüber diskutiert wurde, dass über lange Zeit die Zielsetzung den Gegebenheiten vor Ort angepasst wurde, statt umgekehrt, weiß ich nicht. Der Selbstbetrug und das Desinteresse haben sich offensichtlich wie ein Nebel über weite Teile unserer Gesellschaft gelegt. Mandate wurden immer verlängert, Gelder bewilligt. Fehlentwicklungen? Wird schon, braucht einfach Zeit. Exit-Strategie wenn es ernst wird? Rückzug hat seit der Ostfront 1944 einen unangenehmen Beigeschmack. Bloß nicht weiter damit befassen.

Noch ein Punkt kommt hinzu: die Unterschätzung des Gegners und der Situation vor Ort. In der hiesigen Vorstellung sind Taliban oder Gotteskrieger zerzauste, unintelligente Gestalten, die irgendwo in den Bergen leben und nur mit einer Kalaschnikov bewaffnet sind. Diese Fehleinschätzung, zumeist deutscher und anderer westlicher Politiker bezahlen die Menschen zwischen Kundus und Kabul jetzt mit dem Leben. Jeder Kommandeur oder Soldat der westlichen Allianz weiß es inzwischen besser, aber die werden immer erst gehört, wenn es zu spät ist.

Werden wir uns weiter dem Selbstbetrug hingeben und die Hände vor Augen halten? Oder werden wir die Fakten akzeptieren und einen anderen Umgang mit Afghanistan entwickeln?
Russland, das seine Botschaft in Kabul weiterbetreibt und vor allem China machen es vor. Chinesische Delegierte trafen sich bereits mit den Taliban, als sich ihr Sieg abzeichnete und haben Gott weiß was für Verträge geschlossen und Abmachungen vereinbart. Afghanistan ist über ein paar sonnenverbrannte Steinwüsten und Felsen hinaus ein reiches Land. Kupfer, Lithium und Seltene Erden im Wert von Billionen Dollars warten darauf, in chinesischen Fabriken zu Mobiltelefonen und Autobatterien verarbeitet zu werden.
Auch hier wird man sich früher oder später mit den Steinzeit-Islamisten arrangieren. Ja, der Übergang wird nicht glimpflich verlaufen. Es werden Leute einfach verschwinden und andere öffentlichkeitswirksam bestraft. Die Sichtbarkeit von Frauen und Mädchen wird schlagartig auf Null gehen. Aber die Taliban und vor allem die Afghanen wissen genau, dass das Leben weitergehen wird. Alle werden sich anpassen, denn dass Millionen von Afghanen das Land verlassen und Aufnahme finden werden, ist höchst unwahrscheinlich und auch nicht realistisch.

Was das Scheitern in Afghanistan für die gesamte Region bedeutet, ist jetzt noch gar nicht abzusehen. Der Expansionsdrang der frömmlerischen Turbanträger wird nicht an den Grenzen haltmachen. Ich werde wohl nicht ganz falsch liegen, wenn ich als Erstes Pakistan unruhige Zeiten voraussage. Noch glaubt man in pakistanischen Geheimdienstkreisen, dass der Hund mit dem Schwanz wedelt und man die Taliban unter Kontrolle hat. Das haben die USA bei den Mudschaheddin in den 80ern auch einst geglaubt. Wir wissen heute, wohin das geführt hat, auch wenn die USA nicht selbst bedroht waren. Pakistan ist es durchaus.

Was uns Thüringen lehrt

Updates über Updates.
Mittlerweile müsste ich diesen Beitrag zu einem Liveblog machen, denn es ändert sich stündlich etwas.

Mittlerweile ist ausgehend von der Thüringer Ministerpräsidentenwahl diese Demokratieposse zu einer Zerreißprobe und Machtkampf innerhalb der CDU geworden. Die Gelegenheitsvorsitzende Annegret Kramp Karrenbauer hat heute am 10. Februar ihren Verzicht auf die Kanzlerkandidatur erklärt. Und weil es ein Unions-Dogma ist, dass Kanzlerschaft und CDU Vorsitz in einer Hand sein sollen, hat sie damit auch als CDU Vorsitzende abgedankt.

Herr Merz („zufällig“ aber ungemein rechtzeitig von seinem Arbeitgeber Blackrock freigestellt) würde sicher nicht nein sagen, wenn man es ihm anböte. Auch ein Herr Spahn hat da angeblich Ambitionen und Herr Laschet kann sicherlich in seiner Eigenschaft als amtierender Ministerpräsident als gesetzt gelten. Wer auch immer seinen Hut in den Ring wirft – Voraussetzung wird sein, dass Frau Merkel als Kanzlerin abtritt. Nach AKK wird nicht nochmal jemand freiwillig CDU Dompteur unter ihr sein. Das wird alles noch sehr aufregend.

Was vor allem aufregend, aber eher im ungemütlichen Sinne, werden wird: die CDU gibt zwar vor, eine Einheit auf konservativer Basis zu sein – defacto wird diese Partei von tiefen Gräben durchzogen. Und wir reden da nicht von den eher unbedeutenden, weil kleineren, Ost-Verbänden. Wir haben uns viel zu viel von den halbherzigen Bekenntnissen und Parteitagsbeschlüssen hinsichtlich der AfD einlullen lassen. Die Sympathien und Kooperationsgelüste mit der „Fliegenschiss-Partei“ Gaulands und Höckes sind bei der Union weitaus größer als man uns erzählen wollte. Ja, Frau Kramp-Karrenbauer ist auch zurückgetreten, weil sie nie sonderlich durch „Führungsstärke“ auffiel (wie immer man das auch definieren möchte), aber eben nur auch. Vielmehr ist es aber auch so, dass es selbst im Präsidium keine einhellige Überzeugung im Umgang mit der Konkurrenz auf der blaubraunen Seite gibt. Aus diesem Grund wird das durch AKK’s Rücktritt offengelegte Mißverhältnis zwischen Parteiführung und Basis in eine Zerreißprobe übergehen.

Und hier reichte es dann tatsächlich aus, dass sich ein kleiner Landesverband mit einem ehrgeizigen und von der Macht besessenen Vorsitzenden Mike Mohring nicht den Anweisungen aus Berlin beugte. Der Konflikt bei den Schwarzen schwelt ja bereits seit dem „Wir schaffen das“ Sommer 2015 und die Konsensdecke dahingehend war dünn, sehr dünn. Es lag auch nicht an den ostdeutschen Besonderheiten und oder der idiotischen nicht-mit-links-aber-auch-nicht-mit-rechts Vorgabe, an die sich Mohring letztlich nur zur Hälfte hielt. Die Zeit ist wohl einfach reif, dass die CDU erkennen muss, dass sie mit den Demokratieverächtern von der AfD inhaltlich mehr gemein hat, als ihr lieb sein kann. Und es muss wohl jetzt entschieden werden, ob aus dieser Erkenntnis Taten folgen.

Nach der Wahl von Kemmerich zum Thüringer Ministerpräsideten (mit den Stimmen der AfD) gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten der Interpretation:

  • Es ist alles ein großer bedauerlicher Zufall und oder Irrtum
  • oder es ist alles geplant und abgesprochen gewesen. Bis in höchste Stellen der jeweiligen Bundespartei.

Trifft Punkt 1 zu, ist das nur als Ausdruck strunzdoofer Naivität zu werten. Trifft Punkt 2 zu, ist das einfach nur ein Beleg für die moralische Verkommenheit in Teilen des Politikbetriebes. Erst kommt die Macht, dann die Moral. Erst Geltungsanspruch und Machtspielchen, dann Gehirnbeanspruchung. Könnte man den Leuten nicht einfach kiloweise Viagra oder eine allwöchentliche Talkshow spendieren, damit deren Triebe anderweitig befriedigt werden und so etwas nicht passiert? Käme auf die Dauer doch günstiger.

Auch bei den möglichen Auswegen aus dieser Krise stehen wir bei der Zahl 2:

  • Der Landtag löst sich auf und es werden Neuwahlen angesetzt. Mit den entsprechenden Ergebnissen …
  • CDU und FDP vollziehen endlich den längst fälligen Schritt und kooperieren mit der AfD, bevor man das Wort „Brandmauer“ noch mehr beschädigt.

CDU, FDP und AfD haben schon klargestellt, dass es mit ihnen keine Neuwahlen geben wird. Damit ist der gewählte Ministerpräsident nicht regierungsfähig, da es für FDP, CDU, SPD und Grüne zusammen nicht reicht. SPD und Grüne haben bereits geäußert, dass sie als Stimmenbeschaffer eines Ministerpräsidenten von Höckes Gnaden nicht zu haben sind. Somit bliebe nur noch das Schielen auf die Stimmen der AfD.
Würde es Neuwahlen geben (ob nun mit oder ohne das aktuelle Spitzenpersonal), würden sich die Machtverhältnisse fundamental verschieben. Die FDP würde mit Sicherheit pulverisiert werden und nicht mehr dem Landtag angehören, die AfD zur stärksten Kraft werden. Das alles wäre auch eine Konsequenz dieser unseligen Wahl vom 5. Februar und hätte so nicht passieren dürfen.

Was mich erstaunlicherweise aber nicht mehr überrascht: Die Verlogenheit und Scheinheiligkeit, mit der dieser Vorgang heruntergespielt und kommentiert wird. Lindner laviert und druckst, Kubicki ist seit längerem nicht mehr auf diesem Planeten anwesend und AKK ist ein jämmerliches Häufchen Machtlosigkeit. Herr Ramelow hat sich gewaltig verzockt und steht nun vor einem Scherbenhaufen, was einmal seine Karriere war. Die CDU Thüringen hat ihrer ganz speziellen Ansicht nach sowieso alles richtig gemacht und sieht angedrohten Parteiausschlüssen aus der Bundesparteizentrale lachend entgegen. So einen schwachen Vorsitzenden wie Mike Mohring hat man bei dieser Partei lange nicht erlebt. Da hat jemand das Wahlergebnis aus der Landtagswahl 2019 nicht verkraftet. Erst lässt er sich in Berlin hinsichtlich seiner dunkelrot-schwarzen Koalitionsphantasien wieder auf Linie bringen, dann von den blaubraunen Kollegen am Nasenring durch die Manege ziehen, nu um vielleicht noch irgendeinen Ministerposten zu bekleiden. Es hat immer alles diesen Beigeschmack von „eins auswischen“. Wohlgemerkt, diese Kritik ist nur dann gültig, wenn das nicht alles mit den Parteifreunden in Berlin abgestimmt war.

Es gibt jetzt die Möglichkeit, dass man Thüringen zum Versuchslabor erklärt. Schwarz-Blau-Gelb ist eh weniger auseinander, als die Damen und Herren immer behaupten. Falls das für jemanden ein Geschmäckle hat, könnte man auf die verschwindend geringe Größe und Bedeutung Thüringens verweisen und sagen, dass das nicht repräsentativ für die Bundesrepublik wäre und die wählende Bevölkerung zu über 20% ohnehin keine Berührungsängste zur Höcke-Partei hätte.

Wie aber ein Vorsitzender einer Splitterpartei, die um 73 absolute Stimmen fast nicht ins Parlament gekommen wäre, von der „Erfüllung des Wählerwillens“ faselt – ist mir unter Ausklammerung von Alkohol und Drogen unverständlich. Aber für Christian Hirte beispielsweise, dem Ostbeauftragten (!) der Bundesregierung, liegt ja auch die „Mitte“ bei 5 %. Da schämt man sich dann aber doch fast ein wenig.

Eine kleine Notiz an Heidi Klum

Liebe Heidi Klum,

 

vor ein paar Jahren noch habe ich Deine Show „Germanys next Topmodel“ sogar per Blog begleitet.

Schon damals war die Sendung so durchsichtig wie unterhaltsam. Das hat sich bis heute nicht geändert. Gut, Du hast Dich von Deinen letzten Stichwortgebern (euphemistisch „Jury“ genannt) und dem Maybelline-Boris getrennt – aber im Großen und Ganzen bist Du dem Konzept treu geblieben. Einen Menschenzoo vorführen und nebenbei ein „Topmodel“ suchen, nach dem keiner gefragt hat. Es ist nicht so, dass die Branche auf das Resultat Deiner jährlichen Suche dringend angewiesen ist. Die Agentur Deines Vaters schon eher.

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Zum Schluß kriegt Game of Thrones den Moralischen

Leider leider, Vieler Menschen beliebteste Fernsehserie „Game of Thrones“ neigt sich dem Ende entgegen, was man an vielen schwachen und lustlosen Folgen von Staffel 7 sehen kann.

Ja, bei den special Effects und Bildsequenzen hat man noch ein Schüppchen draufgepackt, aber darunter haben die zwischenmenschlichen Konflikte und die Entwicklungen der einzelnen Charaktere gelitten.

Es kommt einem so vor, dass die Macher nun auf einmal feststellen, dass sie nur noch zwei stark verkürzte Staffeln zur Verfügung haben, um ihre Geschichte auszuerzählen. Also wird alles auf Krampf und mit der Brechstange in den Haupterzählstrang genagelt.

Da wir nur noch 6 Folgen vom ultimativen Ende der Saga entfernt sind, richten die Macher den moralischen Kompass neu aus. Einerseits ist das ja schön anzusehen, weil es meistens bedeutet, dass unsere liebgewonnenen Serienhelden ihre Rache erhalten. Sansa Stark durfte zum Abschluß der 6. Staffel ihren Peiniger (und Nervbolzen) Ramsay Bolton von Hunden zerfleischen lassen (nicht sehr Lady-like), Arya Stark meuchelt die gesamte Sippe um Walder Frey ab und gemeinsam setzen sie (Achtung Spoiler) Littlefingers Leben ein Ende.

Gerade bei Littlefinger Petyr Baelish ist das schon recht zwiespältig. Schließlich ist er der Auslöser des gesamten Game of Thrones und seit der ersten Staffel dabei und zweitens blieb er in seinem intriganten Engagement auf Winterfell weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Wir erinnern uns: im Komplott mit Olenna Tyrell ermordete er sogar einen König. Und nun kriegt er es nicht mal gebacken, zwei Schwestern gegeneinander auszuspielen. So einen auch aus Storylinegründen verschenkten Abgang hat der Meister der Intrige nicht verdient, auch wenn wir diesem Arsch sein Dahinscheiden mit ganzem Herzen gewünscht haben. Aiden Gillen hat ihn mit großer Kunst als Ekelpaket dargestellt, wenn auch immer over the top.

Theon Greyjoy ereilt die späte Reue und bricht fast vor John Snow (Achtung Spoiler: ich meine Aegon Targaryen) zusammen. Später startet er wagemutig wie nie zuvor zu einem Himmelfahrtskommando, um seine Schwester Yara zu retten. Was ist nur aus dem schwanzlosen Theon geworden, der zwischen unterwürfigem Sklaven und größenwahnsinnigem Egomanen wechselte?

Und so weiter, und so weiter – die handelnden Charaktere und Figuren mussten moralisch festgetackert werden, weil man mit Entsetzen zusammenrechnete, dass nur noch 6 Episoden verbleiben, um die eigentliche Handlung in die Gänge zu kriegen: den Großen Krieg gegen den Night King und seine Zombiearmee, der es nach 6 Staffeln nun geschafft hat, die Große Eismauer zu überwinden. Ja sorry, nochmal Spoiler. Aber während es Danaerys schafft, auf einem Drachen innerhalb eines Tages von Dragonstone nach Eastwatch zu fliegen, braucht diese Horde von Untoten Jahre, um in die Nähe des Great Walls zu gelangen.

Nur Cersei darf weiterhin so verschlagen und strippenziehend bleiben, wie wir sie kennen. Nein, nicht lieben. Dazu bietet mir persönlich der Charakter zu wenig an. Da ist nur der Wille zu herrschen, um des Herrschens Willen.

Aber immerhin darf ihr ihr Bruder-Liebhaber Jaime Lannister eine Art „Entwicklung“ durchmachen. Am Ende bringt er sogar genug Einsicht und Energie auf, um sich von seiner bösen Schwester-Liebhaberin (und Mutter seines ungeborenen Kindes) zu lösen. Das ist dann auch die für mich stärkste Szene des Staffelendes. Der ehemalige (?) Lannister-Armee-Oberbefehlshaber, wie er im ersten Schneefall über Kings Landing (wahrscheinlich seit Jahrhunderten) nach Norden reitet.

Ich sollte mehr von Richard David Precht lesen

Nein, ernsthaft. Ich glaube, ich lese oder höre noch zu selten etwas von Richard David Precht.

Ich finde die Denkanstöße zum Beispiel bei den 2 neuen Pandas, die Berliner Zoo und Tierpark geschenkt bekommen, gut und nachdenkenswert. Nicht immer gleich Fundamentalposition beziehen, sondern auch ein paar Meilen in den Schuhen des anderen laufen.

http://www.dw.com/de/richard-david-precht-wir-tun-der-natur-keinen-gefallen/a-39281944

Der Schmied Pfitzenmeier

Vor ein paar Wochen fuhr ich mit D. während eines heftigen Schneefalls im Auto mit und nach dem Parken lief vor uns eine alte Frau von der Sorte „unkaputtbar“. Ihr kennt diesen Typus sicher. Kopftuch, Rock, Strumpfhose und Schuhe, die eher an Pantoletten erinnern. Zuhause tragen diese Geschosse nur Kittelschürzen aus Dederon (sagt man das heute noch so?).

D. meinte nur: „Die werden auch immer weniger, diese Sorte stirbt langsam aus.

Ja.

Das ist diese Generation, die bei 20 Grad Minus oder 30 Grad Plus mit einer Strumpfhose auskommt. Die mit ihren bloßen Händen frisch gekochte Kartoffeln halten und pellen können.

Ich bin ja vernarrt in so alte Zeugnisse (Bilddokumente), wie über den Schmied Pfitzenmeier. Den habe ich genommen, weil es die früheste Folge aus der Reihe „Der Letzte seines Standes“ ist, die ich kenne (1988). Ich hätte auch ganz andere Videos raussuchen können wie z.B. über den Sägemeister vom Gampenpass, Johann Piazzi, der noch mit über 90 Jahren seine Sägemühle beschickt hat. Über den leider schon verstorbenen Fredi Habermann, den urwüchsigen Schmied aus Böhmen oder auch den alten Holzrücker aus Südtirol. Es spielt keine Rolle, die Grundaussage ist immer dieselbe. Da gibt es Leute, die haben von ihren – sagen wir mal – 90 Lebensjahren 75 mit Arbeit verbracht. Jeden Tag. Am Sonntag ging es vielleicht mal in die Kirche oder in die Gaststube beim Wirt. Ansonsten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang malochen.

Und dabei Dinge herstellen, erschaffen. Mit den eigenen Händen. Wenn man sich diese schlussendlich betrachtet, sieht man, wie sich dort ein ganzes Leben eingegraben hat. Handwerk eben. Die wussten noch um Fertigkeiten und Fähigkeiten, um Gegenstände des täglichen Bedarfs in ihren Werkstätten zu fertigen. Gut, auch zu ihrer Zeit waren bereits viele Arbeitsschritte anteilig ausgelagert. Aber weitaus mehr als heute wurde noch in Eigenregie erledigt.

Ich kann sowas nicht. Ich erschaffe nichts mit meinen Händen. Ich bewundere höchstens diese Leute, die sowas noch konnten. Von mir werden Pixel zurechtgeschoben für Leute, die ich größtenteils nicht kenne und auch nie kennenlernen werde. Die Arbeit und ihr Wert, der Verrichter dieser Arbeit und der Auftraggeber sind in höchstem Maße voneinander abgekoppelt. Die einzige Beziehung in der sie noch stehen drückt sich durch die Finanztransaktion zwischen den Geldkonten aus. Früher gab es da viel mehr Tauschgeschäfte.
Meine Arbeit ist flüchtig. Die Webseite kann morgen ganz anders aussehen oder auch schon wieder gelöscht sein. Ob sie jetzt wirklich jemandem dabei hilft, seine Grundbedürfnisse zu befriedigen, kann ich nicht mal sagen.