Krieg in Europa (Ukraine), wirtschaftliche Verwerfungen sowie überlastete Gesundheitssysteme (nicht ausschließlich aber auch wegen Corona) und eine baldige Gas- und Energiekrise – aber die Menschen haben die Diskussion um einen Ballermann-Hit namens „Layla“ zum diesjährigen Sommerloch gekürt. So schlecht kann es uns also noch nicht gehen.
Jetzt wird herzhaft gestritten und argumentiert. Darf dieser Song gespielt werden, sollte man ihn verbieten? Ist er sexistisch, rassistisch, antisemitisch, whatever? Geht jetzt die Hochkultur vor die Hunde? Und was ist überhaupt mit der Spider Murphy Gang, wo sich die Nutten die Füße plattstanden und jeder heute noch Rosis Nummer kennt (Datenschutz, irgendwer?).
Mir ist klar, dass in Krisenzeiten alles ein wenig anders funktioniert und die Leute nach banalen Aufregern suchen, um nicht täglich mit der Realität konfrontiert zu werden – aber so ein selten dämliches Thema, um das Sommerloch zu stopfen, hatten wir selten. Ich meine, es ist ja nicht einmal ein Sommerloch vorhanden, Themen gäbe es genug, die uns unter den Fingernägeln brennen sollten (siehe Eingangsparagraph). Es ist nicht so sehr das Vorhandensein eines Sommerlochs überhaupt; es ist nur diese unglaubliche Diskrepanz zwischen dem eigentlich Wichtigen und der dämlichen Layla-Debatte. Nur zur Erinnerung: es fühlte sich sogar der Bundesjustizminister berufen, einen Kommentar abzugeben.
Und nein, ich kann auch Eric Claptons „Layla“ nicht mehr hören.
Lasst doch die Leute hören, was sie wollen. Es sei denn, es verstößt gegen das Gesetz. Ansonsten gilt die Kunstfreiheit.