Das ist nicht der Weg
Ich weiß gar nicht, wie ich die richtigen Worte finden soll. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich darüber geschrieben, wie der Disney Konzern das Star Wars Franchise nachhaltig ruiniert hat. Bei den Fans beliebte Charaktere wurden demontiert und epische Momente und Ergebnisse entwertet. Anstatt Star Wars dort zu lassen, wo es seine Stärken ausspielen kann, wurde schnell und hastig möglichst viel Content produziert und als TV Serien in die Streaming-Dienste gekübelt. Das lässt sich nicht mehr reparieren.
Mit der neuen Serie Ahsoka hätte der Micky-Maus Konzern eine Möglichkeit gehabt, Wiedergutmachung zu leisten. Jetzt stellt sich aber heraus, dass die Verantwortlichen nicht aus ihrer Haut können und vor allem Dave Filoni nicht der Retter von Star Wars ist. Er ist es einfach nicht.
Wie um alles in der Welt kommt man auf die Idee, eine TV Serie für eine möglichst kleine Zielgruppe des Star Wars Franchise zu konzipieren?
Ich dachte immer, der Sinn einer Realverfilmung mit entsprechend großem Budget wäre es, aus seiner Nerd-Bubble auszubrechen und ein größeres Publikum anzusprechen? Aber was weiß ich schon?
Nach den eher verhaltenen Kritiken beim Start der Serie auf Disney+ kommen die ganzen Nerds aus ihren Löchern und erklären mir, dass man nur dann als richtiger Star Wars Fan gilt, wenn man auch Zeichentrick-Serien wie Clone Wars und Rebels gesehen hat. Dann würde auf einmal alles in Ahsoka einen Sinn ergeben und sich die Genialität dieser Serie offenbaren.
Oh mein Gott.
Wie bescheuert ist das denn?
Natürlich brauche ich nicht alle Folgen der genannten Serien schauen. Es wären nur bestimmte Folgen aus bestimmten Staffeln für das grundlegende Verständnis von Ahsoka wichtig. Aber welche Folgen oder Staffeln das sein sollen – nicht mal darüber sind sich diese idiotischen Disney-Fans einig. Aber mir und anderen casuals quasi eine Gebrauchsanleitung zum Schauen einer Serie an die Hand geben wollen.
Fühlt es sich an, als ob man die Auftaktfolgen der ersten Staffel einer neuen Serie schaut? Nein. Könnte man mit diesem Umstand leben? Ja. Was müsste dafür passieren? Die Drehbuchscheiber müssten uns Casuals an die Hand nehmen, und uns erklären, was in der Vergangenheit passiert ist, in welchem Verhältnis die Hauptfiguren zueinander stehen und was zwischen ihnen vorgefallen ist. Es gibt doch nun so viele filmische Mittel, mit denen das erreicht werden kann. Und, passiert das? Nein, natürlich nicht. Disney hat sich entschieden, dass man lieber Fanservice für eine möglichst kleine und in sich geschlossene Zielgruppe betreibt als neue Zuschauerschichten zu erschließen.
Warum nur, warum?
Und selbst wenn man die ganze Clone Wars und Rebels Vorgeschichte einmal außer Acht lässt und ausblendet – die Serie also möglichst neutral verfolgt als das, was sie ist – funktioniert sie dann? Nein. Leider überhaupt nicht. Das fängt schon beim Hauptcharakter an. Wüsste ich so gar nichts über die Serie an sich und würde man mich nach den bisherigen Folgen fragen, unter welchem Titel die Show läuft – meine Antwort wäre „Sabine Wren“. Sorry, aber Ahsoka ist nur ein Sidekick in ihrer eigenen Show. Das hatten wir bei Loki schon erlebt aber offensichtlich ist das den Verantwortlichen auch nicht mehr so wichtig. Rosario Dawson ist eigentlich eine gute Schauspielerin und auch Mary Elizabeth Winstead kann vielleicht was reißen (bei Natasha Liu Bordizzo weiß ich es nicht). Aber entweder interpretieren sie ihre Rollen, exakt so wie es das Drehbuch vorgibt oder sie sind hier völlig überfordert. Es ist alles so lahm und zäh und die Dialoge wirken, als ob sie von einer KI geschrieben wurden (aber der Billigvariante von ChatGPT). Die Story verlangt von ihnen, dass sie dumm handeln. Beherzt aber eben dumm. Es ist so dumm, dass man plötzlich den bösen Gegenspielern, allen voran Baylan Skoll, die Daumen drückt. Die Vertreter der neuen Republik agieren hanebüchen dämlich, warum versuchen wir es da nicht lieber nochmal mit dem vorherigen Personal? Das handelt nur ein bisschen weniger dämlich als die Guten und hat mit dem verschollenen evil mastermind Grand Admiral Thrawn noch ein absolutes Ass im Ärmel.
Die Bösewichte erkennt man daran, dass sie Böses tun, böse gucken, wenig reden und gegensätzlich zu den Helden positioniert werden. Warum das aber nun so ist – also abgesehen davon, weil das Drehbuch es so will – wird nicht erklärt. Würden die Antagonisten etwas von ihrem Standing verlieren, nur weil man uns über ihre Motivation und Hintergründe aufklärt? Sicher nicht. Es würde sie umso interessanter machen. Ist bei Disney das nötige Talent vorhanden, um so eine Charakterzeichnung umzusetzen? Offensichtlich nicht. Oder es darf einfach nicht sein. Wie dem auch sei, das Ergebnis ist dasselbe. Also muss das Böse allein von der wuchtigen Präsenz und Ausstrahlung von Ray Stevenson leben. Doch das ist leider nicht ausreichend.
Ich habe soviele Fragen zu Ahsoka …
- Wieso bringt man zwielichtige Gestalten mit offensichtlich schlechten Absichten auf sein Schiff? Wieso gibt es keine Sicherheitsschleusen, Kraftfelder oder andere Sicherheitssysteme? Wieso stellt man Personal ein, dass Flossen statt Händen besitzt und somit nicht mal eine Waffe bedienen kann?
- Wozu trägt „General“ Hera eine Pilotenbrille und setzt diese aber nie auf?
- Ich weiß ja nicht, wie die Stellenbeschreibung bei einem General in den Streitkräften der Neuen Republik ist, aber hätte Hera nicht einen Stab zu leiten bzw. Büroarbeit zu erledigen?
- Was ist überhaupt ihr Aufgabenbereich?
- Falls sie ein General mit Befehlsgewalt über kämpfende Truppen ist – was für Einheiten sind das?
- Müsste sie nicht eher eine Offizierin im Rang eines Admirals sein? Oder ist das eher eine Auszeichnung ehrenhalber?
- Warum gibt es keine einheitlichen Uniformen und weshalb sehen die Rangabzeichen aus wie Blisterpackungen von Lutschpastillen?
- Und warum hat sie so einen verdammt geilen Arsch? Warum fällt mir das an ihr noch am ehesten auf?
- Warum stellt Rosario Dawson ihren Charakter Ahsoka hier wie eine Schlaftablette dar? Ist das Absicht? Was ist mit der Ahsoka aus der 2. Staffel von The Mandalorian passiert?
- Warum verschränken alle die Arme, wenn sie miteinander reden? Ist das so ein „das ist in diesem Kulturkreis so üblich“ Ding?
- Weshalb wird hier eine Schnitzeljagd wie in Indiana Jones veranstaltet? Warum mal wieder nur „Karten“?
- Wieso kann in dieser ganzen Galaxie nur eine gescheiterte Graffiti-Künstlerin das „Rätsel“ um die Karte lösen? Warum fühlt sich die Lösung auf Zauberwürfel-Niveau nur so peinlich billig an?
- Wozu tragen Killer-Droiden Umhänge? Warum schicken die Auftraggeber die Billigmodelle, die ihren Auftrag nicht erfüllen aber beim kleinsten Widerstand sofort ihre Selbstzerstörungssequenz aktivieren?
- Warum wird Sabine Wren die Padawan von Ahsoka, obwohl sie in keinster Weise machtsensitiv ist? War das nicht der Sinn einer Jedi-Ausbildung? Den richtigen Umgang mit der Macht lernen? Für Schwertkampf gibt es doch Youtube Videos.
- Wenn Sabine bereits in der Vergangenheit die Schülerin Ahsokas war, warum wird sie im wiederaufgenommenen Training von Ahsoka mit Sprüchen aus Glückskeksen zugepflastert, als wäre dies die Einführungsstunde im Fahrschulunterricht? Was ist dann überhaupt im ersten Anlauf der Jedi-Ausbildung vermittelt worden? Was war Bestandteil des Trainings oder hat man erstmal ganz viel über sich selbst geredet?
- Bekommen wir noch richtig heiße Girl on Girl Action? Ich möchte, dass dann wenigstens die mit dem geilen Arsch involviert ist und dann mal so richtig dominant Befehle erteilt. Ich meine, worauf soll es denn sonst hinauslaufen und was außer Sex soll diese Serie noch retten?
- Wie schnell kann man einen Raumanzug anlegen, durch eine Luftschleuse treten und auf die Tragflächen eines Raumschiffs gelangen? Braucht man da Magnetstiefel?
- Wie unfähig kann man sein, ein harmloses Raumschiff nicht zerstören zu können?
- Gesetzt den Fall, man ermöglicht es einer Jedi mit Lichtschwertern, den eigenen Raumjäger durch zu dichtes Vorbeifliegen in Klump zu hauen – Welche Mitarbeiterbeurteilung kann man da wohl erwarten?
- Bekommen wir auch nur irgendwann Grand Admiral Thrawn zu sehen? Oder passiert das erst in Staffel 2, von der wir jetzt gar nicht mehr so sicher sein können, dass es sie überhaupt geben wird?
- Und weshalb überlebt Sabine Wren eine tödliche Verletzung durch ein Lichtschwert und läuft nach ein paar Aspirin und einem Druckverband herum als wäre nichts geschehen? Hat Shin Hatti nur ein Lichtschwert aus chinesischer Produktion? Herrgottsakra! Ein Lichtschwert war einmal die tödlichste und gefürchtetste Waffe im Star Wars Universum und jetzt ist Qui Gonn Jin nachweislich die einzige Pussy im gesamten Franchise.
- Wozu C-3PO? Ich kann also einen Untersuchungsausschuss einfach dadurch kippen, dass ein dahergelaufener Droide Behauptungen aufstellt? Wenn etwas die Inkompetenz dieser Neuen Republik demonstriert, dann doch wohl diese Lachnummer. Ich hätte gern mein Imperium zurück.
- Ist Ezra Bridger, dieser bekiffte Prince of Persia einfach nur eine Witzfigur, kann das sein? Ist das Absicht? 10 Jahre in einer anderen Galaxis gestrandet und das Wiedersehen gestaltet sich, als ob er mal eben von einem Camping-Wochenende mit den Jungs zurückkehrt ist?
- Wieso kommt der geniale Mastermind Admiral Thrawn eher rüber wie ein minderbemittelter Apparatschick, der in einem Dunkin Dounts gestrandet ist? Wieso sieht er aus wie Elon Musk als Schlumpf?
- Sind die fast schon ernstzunehmenden Stormtrooper in Andor einfach nur ein Ausrutscher?
Don’t believe the Hype
Ja, diese Serie hat ihre Fans und es mag Aspekte geben, die gelungen sind und sie vor einer völligen Katastrophe bewahren. Aber gemessen an den Erwartungen, die dieser Hype geweckt hat – ist Ahsoka bisher eine riesengroße Enttäuschung. Es trägt nicht zur Wiederbelebung des Franchise bei.
Star Wars war bisher immer etwas Besonderes, Einzigartiges, Herausstechendes – aber Ahsoka ist nur noch durchschnittlicher Content. Niemand abonniert Disney+ um diese Show zu schauen. Ihr sollt Ahsoka konsumieren, um danach den nächsten heißen Scheiss zu konsumieren. Und immer so weiter. Es darf nichts passieren, was im Gedächtnis bleibt. Was Konsequenzen hat. Was erinnerungswürdig ist. Schließlich wollen wir uns ja keine unnötigen inhaltlichen Hindernisse für unsere nächste Zirkusshow erschaffen.
Bleibt nur noch die Hoffnung auf die 2. Staffel von Andor. Hier investieren wir zwar auch nur in einen totgeweihten Charakter ohne Zukunft, aber das ist derzeit nun mal das einzige Stwar Wars Programm für Erwachsene aus dem Hause Disney. Dass es niemand sehen will ist verständlich. Die Gehirnwäsche von Teilen der Zuschauer über die Jahre hinweg war dann doch recht erfolgreich, während sich die Fans der ersten Stunde spätestens nach den Sequels und einigen gruseligen TV Serien abgewandt haben.
Ich verstehe es. Ahsoka ist wie auch Boba Fett, Obi-Wan-Kenobi und in Teilen auch Mandalorian für Kinder gemacht und wahrscheinlich passt es da auch für Arsch auf Eimer. Und das ist dann so okay für mich. Aber bitte kommuniziert es dann auch genau so.