Nachdem ich mich vor einer gefühlten Ewigkeit schon einmal über die Prominentenkombüse auf dem kulinarischen Flagschiff des ZDF ausgelassen habe (nämlich hier), hätte ich nicht gedacht, dass ich nochmal eine TV Kritik folgen lassen muss.
Es wird und wird einfach nicht besser mit dem Herrn Lanz und seinen Küchenbullen und -kühen aus Lanz kocht.
Nach meiner letzten Kritik blieb der Fernseher freitag Abends eine ganze Weile aus. Ab und an doch mal reingezappt und mich vergewissert, dass Änderungen und Kurskorrekturen beim Zentrum der Finsternis (ZDF) lange brauchen. Am letzten Freitag war es mal wieder ganz schlimm. Vom Kochthema („Aus dem Wald“) her klang es eigentlich ganz vielversprechend. Aber die Enttäuschung folgte auf dem Fuße …
Ich weiß eigentlich gar nicht, wo ich noch mit der Kritik ansetzen soll. Irgendwie ist alles schlimm. Eins schlimmer als das andere. Man soll ja immer mit dem beginnen, was man für gut erachtet oder gar loben möchte. Also versuche ich das mal.
1. Positives bei Lanz kocht
Was mir gut gefällt, das sind die Auftritte von Köchen, die wissen, dass weniger Medienpräsenz oftmals mehr ist. Dazu zählt zum Beispiel Johannes King. Er ist kein übertriebener Darsteller, kocht auf hohem Niveau (auch wenn ich ihm die Stopfleber auf seiner Karte wohl nie verzeihen werde), lässt sich vom Moderator in keine Blödelei verwickeln und ist somit für die Sendung definitiv eine Bereicherung. Als echter Spitzenkoch, der wohl von seinem Beruf leben kann, hat er es leider nicht nötig, über alle TV Kanäle Werbung in eigener Sache zu betreiben. Sonst sähe man ihn wohl öfter bei Lanz kocht.
Sendungen mit einem vorgegebenen Kochthema finde ich von der Sache her auch gut. Das Thema ist manchmal vielleicht ein wenig abstrus oder verfehlt etwas die Jahreszeit, aber das sind nur Ausreißer. Man merkt recht deutlich, dass die Sendungen lange vorher aufgezeichnet werden. Die Sendetermine passen nicht immer ganz genau zum saisonalen Thema. Zum Beispiel war die letzte Ausstrahlung am Freitag für die vorgestellten Steinpilze, Pfifferlinge und Maronen zu spät angesetzt. Bei Ausstrahlungen im März ist es für die Frühlings- oder Spargelküche noch eindeutig zu früh. Aber ich denke mal, es ist ein allgemeines Problem mit diesen vorproduzierten Sachen. Die sind für die Sender eben günstiger als eine Liveshow und zudem einfacher einzuplanen.
Hin und wieder sind einige Rezepte nachkochenswert. Dazu erhält man recht brauchbare Kochtips oder erfährt etwas über Stolperfallen beim Kochen.
So, das war es dann aber auch schon mit den Pluspunkten. Ging schnell, oder?
2. Negative Kritikpunkte zu Lanz kocht
Blödelei ohne Grenzen
Rainer Sass fragte in einer der letzten Folgen einmal mit gespieltem Entsetzen, was denn bloß aus dieser Sendung geworden sei. Ich kann mich nicht mehr so richtig an den genauen Anlass seiner Frage erinnern, aber bestimmt hatte es mit der oftmals infantilen Blödelei des Alptraum-Duos Lanz/Lichter zu tun. Ich kann mich aber auch erinnern, dass der Sassomat bei dieser Gelegenheit mit Horst Lichter seinen Komm-Pott Sketch durchspielte.
Herr Sass – soviel zum Thema warum die Sendung so wurde, wie sie ist …
Womit hat der Zuschauer Markus Lanz verdient ?
(oder was hat er gegen seinen Arbeitgeber in der Hand?)
Diese Frage muss man doch wirklich einmal stellen. Mittlerweile darf Markus Lanz im ganzen ZDF seine bemüht witzigen Moderationsversuche an die Zuschauer bringen. Nach dem Weggang seines Vorgängers Johannes Baptiste Kerner (Dschey Bie Key darf jetzt wieder Sat1 unsicher machen) darf er mittlerweile so ziemlich alles im ZDF moderieren, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist. Dabei müsste im der Karriereweg einer Allzweckwaffe wie Kerner doch ein warnendes Beispiel sein …
Schon in meiner letzten Kritik habe ich die gruseligen Witze und Kalauer angesprochen. Es hat sich nicht gebessert. Eher im Gegenteil. Durch das ständige Wiederholen kriechen selbst einstmals halbwegs zu gebrauchende Pointen mittlerweile auf dem Zahnfleisch. Liebes ZDÄffchen, muss Markus Lanz seine Gags eigentlich selbst schreiben? Sparen Sie dort vielleicht an der falschen Stelle? Selbst Harald Schmidt schüttelt sich nicht alles aus dem eigenen Ärmel.
„Ist Ihnen auch so warm?“ (wahlweise auch trocken/durstig) – wenn ich diesen Satz oder seine Abwandlungen schon höre, weiß ich, dass sich der Moderator komplett verfranzt hat und ohne seine „Piccolöchen“ Geheimwaffe nicht mehr nach Hause findet. Besonders schön ist es, wenn die Regie ihm einen Streich spielt und bereits den Piccolo-Joker zieht, ohne dass er in Bedrängnis ist (also quasi bei der 250 € Frage den Telefonjoker aktiviert).
Wahrscheinlich hat er irgendetwas gegen den Intendanten oder die Senderleitung in der Hand. Eventuell pikante Photos aus dem Privatbereich? Hier bleibt nur noch die Spekulation …
Bernd Gäbler vom Tagesspiegel hat scheinbar eine Erklärung dafür gefunden.
Auch die kritischen Medienwächter von Switch Reloaded haben das Dilemma erkannt
und noch einmal Switch Reloaded
Herr Niggemeier (jetzt Spiegel) hat sich ausführlich mit den Moderationsqualitäten des Herrn Lanz beschäftigt und unter Kein schöner Lanz eine worst-of Video-Compilation seiner Moderationen zusammengestellt.
Küchenschlachtgewinner – So sinnvoll wie ein Kropf
Mal im ernst: Die Idee einer Küchenschlacht halte ich für Blödsinn. Dann lieber eine Tortenschlacht.
Kochen (als Hobby wohlgemerkt) soll Spaß machen. Und für Hobbyköche war die Sendung ja eigentlich mal konzipiert worden.
Dass sich Leute trotzdem entblöden in einer Art DSDS für Herd und Backofen den 15 Minuten des Ruhms hinterherzujagen, erstaunt mich schon. Nun gut, in der einen Sendung muss man sich vom Bohlen-Dieter dumm anmachen lassen, in der anderen von Henssler und Co.
Nun hatte man in der Redaktion wenigstens erkannt, dass diese vorher gekürten Küchenschlachtgewinner nicht in eine Riege mit Kochprofis an den Showherd gehören. Vom selbigen sind sie dann ohne Ankündigung verbannt worden. Aber so ganz wollte man wohl nicht auf sie verzichten. Weshalb, das weiß man nicht. Jetzt fristen sie ihr Dasein in der erste Sitzreihe unter dem normalsterblichen Publikum. Ab und wann werden sie vom Moderator mal mehr, mal weniger mit Aufmerksamkeit bedacht. Immerhin dürfen als Erste nach den Kochkollegen ein gefälliges Urteil über die neueste Kochkreation eines Lafer oder Schuhbecks abgeben.
Ganz ehrlich, welchen Zuschauer interessiert das?
Mein Rat also: lasst den Küchenschlachtgewinner ganz weg.
Und wenn Ihr meint, dass könnte Euch als Eingeständnis ausgelegt werden, dass das mit der Küchenschlacht an sich auch keine Wahnsinnsidee ist – na um so besser …
Sterneköche und ihre persönlichen Befindlichkeiten
Sterneköche, oder jene die sich dafür halten, sind natürlich die wichtigsten Personen, die je vor einer TV Kamera standen. Da sehen zumindest Sterneköche so.
Sterneköche haben natürlich Befindlichkeiten. Ausgeprägte Befindlichkeiten!
Eine dieser Befindlichkeiten ist die Abneigung, mit Ihresgleichen an einem Herd zu stehen. Da gönnt einer dem anderen die Wurst nicht auf dem Teller. Wirklich wahr. Da wird gegen den Kollegen gestichelt und am Essen herumgemäkelt und ins Wort gefallen. Einige beherrschen dieses Spielchen schon, als hätten sie in ihrem Leben nichts anderes gemacht. Ob auf diese Weise das Trauma des gedemütigten Küchenjungen (denn jeder hat einmal klein angefangen) aufgearbeitet wird?! Manche Sterneköche müssen dann eine wirklich schlimme Kindheit gehabt haben.
Andererseits lassen sich ausgeprägte Seilschaften ausmachen, wenn man die Köche miteinander agieren sieht. Johann Lafer und Alfons Schuhbeck halten zum Beispiel immer zusammen. Das ist verständlich, denn beide akzeptieren höchstens den anderen auf ihrem Kochniveau. Der Rest sind nur Emporkömmlinge, die nicht einmal wissen, wie ein Schneebesen zu führen ist.
Bei Alfons Schuhbeck stellte sich für mich schnell heraus, dass er einerseits DAS Zugpferd dieser Sendung ist, andererseits ihr auch ungemein schadet. Ein Platzhirsch kann halt nicht anders. Er muss sein Revier verteidigen, er muss andere Köche belehren und zu jedem Kram seinen Senf dazugeben (in seinem Fall eher Vanille). Das wirkt so aufdringlich, dass man sich schon auf die Folgen freut, bei denen er nicht dabei ist. Alles atmete irgendwie erleichtert auf, als er in der letzten Sendung mal früher los musste.
Mittlerweile würde ich dazu raten, seine Auftritte bei Lanz kocht etwas zurückzufahren, wenn man ihn schon nicht ganz los wird.
Mehr und mehr zu einer Belastung wird auch Lea Linster. Ich lasse mir auch gern Luxemburg-Feindlichkeit unterstellen, wenn ich nur einen Bruchteil meiner Kritik an dieser Frau unterbringen darf. Wer so orientierungslos durch die Sendung geistert, benötigt eine baldige Auszeit. Ich weiß manchmal überhaupt nicht, wovon sie redet bzw. was sie uns sagen möchte. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie das so genau weiß. Auch ihre zuletzt vorgestellten Gerichte haben mich nicht mehr vom Hocker gehauen.
Wo ist eigentlich der unvermeidliche Lanz-Buddy Horst Lichter abgeblieben? Hat der sich still und heimlich aus Lanz kocht verabschiedet und uns nicht Bescheid gesagt? In diesem Fall: kein Verlust. Von der Küche her ohnehin nicht. Seine Unterhaltungskünste unterlagen zudem einem hohen Verschleiß. Aber so ist das, wenn man den medialen Overkill betreibt. Nicht falsch verstehen, der Horst Lichter ist bestimmt ein lieber und netter Mensch, aber ich kann ihn mittlerweile nicht mehr sehen.
Nein, das sieht optisch nur wie eine Switch Reloaded Parodie aus – so läuft das wirklich bei Lafer, Lichter, Lecker
Vermissen Sie, liebe Leser, die Sarah Wiener auch so?
Ich habe mich dahingehend noch nicht entschieden.
Die Besuche von Cornelia Poletto sind für mich auch sehr zwiespältig. Sie kocht interessante Sachen; mal abseits des Mainstreams (z.B. mit Innereien) und mal auf Nummer Sicher (italienische Pastaküche). Aber ich weiß nicht, die Frau hat eine Stimme, die abschreckend auf mich wirkt. Zudem kommt sie oft verkniffen rüber und ist damit Zielscheibe für die dumme Anmache ihrer Kollegen (wofür sie zwar nichts kann, aber souveränes Reagieren sieht anders aus).
Update: Im Moment bekommt es Alfons „Fonsi“ Schuhbeck ja von allen Seiten, weil er zusammen mit seinem Spezi, dem Wurstfabrikanten Uli Hoeneß (im Zweitjob beim FC Bayern München als Präsident tätig. Der FC Bayern München, der zufällig auch vom Schuhbeck bekocht wird) für MacDonalds wirbt.
Kritische Blogartikel hier, hier, hier und hier.
UPDATE: Die Kommentare sind jetzt zu. Nach 7 Jahren, die der Artikel nun online ist, war es Zeit, das Ganze mal abzuschließen.
So sehr das Bedürfnis vieler Leute, ihren Senf dazu abgeben zu müssen, für eine wie auch immer geartete „Relevanz“ des Artikels spricht – ich habe zwischendurch tatsächlich den ein oder anderen Beitrag veröffentlicht, der es ebenso verdient, beachtet zu werden. Und nicht immer nur die ollen Kamellen von früher, in denen eine mehr oder minder bekannte Quasselstrippe des Staatsfernsehens Kochen für Doofe vorführt.