Was soll das?
Die Fußball Weltmeisterschaft 2022 in Katar nervt mich schon, bevor überhaupt die deutsche Nationalmanschaft ihr Auftaktspiel absolviert hat.
Mich nervt dieses späte Entdecken eines Gewissens bei großen Teilen deutscher Bedenkenträger. Wann ist diese WM vergeben worden? Vor 12, 13 Jahren? Man hatte also über ein Jahrzehnt Zeit, sich zu entscheiden, wie man mit dieser ungeliebten Entscheidung umgeht und ist heute keinen Schritt weiter?! Jeder betont, dass das ein sportliches Ereignis ist und nicht mit Politik vermischt werden soll – aber die größte Aufregung herrscht um Manuel Neuers Kapitänsbinde, die der Torwart gegen alle disziplinatorischen Widerstände hindurch präsentieren will. Wo erleben wir soviel Courage, wenn er der FC Bayern mal wieder in den Emiraten trainiert?
Ja, die Spieler selbst sollen in sich gehen und von sich aus boykottieren, damit wir anderen uns alle wohler fühlen. Entscheidungstransfer. Wäre ich ein Spitzenfußballer und der Bundestrainer hätte mich in die Riege der besten Spieler meines Landes berufen, ich wäre doch bescheuert, jetzt in den Sack zu hauen.
Dieser in der Theorie selten dämliche Zeitpunkt, um eine WM abzuhalten stellt sich auch in der Realität als absolute Spaßbremse heraus. Angesichts von -8 Grad gestern morgen dürstet es mich nach Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, aber nicht nach „Get Togethers“ in einer Fußballkneipe. Auf den Straßen jede Menge Eis und Schnee, aber keine Fanmeile oder Gartenparties. Wer hätte das im Winter gedacht. Jetzt muss eben die Südhalbkugel bzw. der arabische Raum die nordische Lustlosigkeit kompensieren.
Nein, wir wissen, dass die Entscheidung für Katar keine sportlichen Gründe hatte. Es wurde dort nicht einer überbordenden Freude am Fußball entsprochen. In den Hinterhöfen der Wolkenkratzer wird nicht mit Konservendosen gekickt und auch werden die Stadien bei den regulären Ligaspielen nicht ausverkauft. Wir haben es ja beim Auftaktspiel gesehen. Das bisschen Fanvolk aus Katar selbst hat noch in der ersten Halbzeit das Stadion verlassen. Ein staufreier Heimweg war dann doch wichtiger, als Wohl und Wehe des eigenen Teams. Wenn man jetzt aber den Einwohnern attestiert, dass sie ihr Vergnügen eher aus Pferde-, Kamelrennen und Falkenjagd ziehen, dann schlägt in Deutschland aber die Empörungsampel auf rot-grün um. Wahrscheinlich muss man sich jetzt noch ganz schlecht fühlen, weil der aus der Zeit gefallene Showdampfer Wetten Dass 4 Millionen Menschen mehr begeistern konnte, als die Begegnung Katar – Ekuador.
Ja mir tut das für die Spieler und den Fußball leid, dass die das ausbaden müssen, was einige wenige Sportgewinnler ausgekaspert haben. Der Komiker und Satiriker Oliver Kalkofe hatte Recht. Dank der FIFA müssen wir uns jetzt für oder gegen den Fußball entscheiden, obwohl wir uns eigentlich schon für den Fußball begeistern wollen. Und zu Infantino schreibe ich jetzt mal nichts.
Ich bin aber der Meinung, dass die Welt weniger Clowns braucht.
Leider hat mir das ganze Generve rund um die Fußball WM in Katar jedweden Restspaß am Turnier und die Energie genommen, mich für dieses Großereignis zu begeistern. Stand jetzt werde ich die Resultate einfach zur Kenntnis nehmen.