Wer hat jetzt gewonnen?
Heidi Klum und Pro Sieben
In dieser Show ging es noch nie um irgendwelche Models, die Modewelt an sich oder irgendwelche gesellschaftlichen Belange, sondern immer nur um die Vorstandsvorsitzende der Klum AG. Das war auch in dieser finalen GNTM Ausgabe so, nur dass es durch die Corona-Sparmaßnahmen nicht ganz so offensichtlich war.
Wehe, wenn man in der Sendezentrale von Pro 7, dass man auch mit einer Lite-Version von GNTM (nur Berlin, wenige Castings, statt Weltstars nur Tokio Hotel) dieselbe Aufmerksamkeit erzeugen und für die Corona-Zeit relativ gute Quoten einfahren kann.
Tokio Hotel
Oh Boy, that ship has left the port for so long now.
Soviel Sendezeit bei so wenig musikalischer Relevanz. Einen Live-Video-Dreh bekommen, Auftrittsgage kassieren und wertvolle Werbeminuten zur besten Sendezeit generieren. Schon der europäische Adel wusste, wie wichtig eine ausgeklügelte Heiratspolitik war.
Alex Mariah Peter
Tatsächlich wurde auch eine Siegerin gekürt. Wahrscheinlich sogar zurecht, wer weiß das schon? Letztlich muss dass die Modewelt entscheiden. Falls die das überhaupt interessiert, denn GNTM wird nicht veranstaltet, um ein Topmodel zu finden. Wie immer sind Quoten und Werbekunden ausschlaggebend. Ihr lieben wohlwollenden „Kritiker“: ich unterstelle Frau Klum einfach, dass ihr die Siegerin völlig wurscht ist. Ebenso wurscht ist ihr, ob es eine Transgender, eine Mollige (euphemistisch: curvy), eine Migrantin oder eine Zu-Kurz-Gewachsene ist, solange es unter dem Diversity Hype läuft. Wie so oft in Deutschland fährt dieser Hype-Train mit ziemlich viel Verspätung ein. Aber, geschenkt.
Ein Topmodel muss professionell sein, gut performen und vor allem bei den Kunden gut ankommen und gebucht werden? Ja warum zur Hölle hat dann nicht Soulin Omar gewonnen, sondern ist auf Platz 3 gelandet? Schon erstaunlich, in welche Richtung Heidi Klum diese Sendung steuert.
Und die Anderen?
Wie Soulin durchklingen ließ, hat sie wohl schon Kunden an der Hand. Gratulation.
Auch Alex wird ihren Weg gehen. Leider mit der Hypothek, dass ihrem Sieg nun der „Transgender-Bonus-weil-Diversity-Motto“ Makel anhaftet.
Das Problem mit solchen völlig überhöhten Statement-Absetzen Veranstaltungen ist, dass eben nur Eine Germanys next Topmodel werden kann und man mindestens 2 (manchmal 3) andere vor den Kopf stößt. Erste „aber Black Lifes matter“ Empörungen waren schon bei Twitter zu lesen. Nun ja. Eine der zwei verbliebenen Schwarzen hat die Klum auf der Zielgeraden gekickt und die Andere hat bedauerlicherweise von selbst die Segel gestrichen. Konnte ja keiner ahnen. Dumm, wenn man erst kurz vor dem Finale merkt, dass einem die mehrmonatige Teilnahme an so einem Format doch nicht so liegt. Ist ja auch erst die 16. Staffel. Als Nebeneffekt hat man auch eine Migrantin, eine Kurvige und eine Kleingewachsene vor den Kopf gestoßen. Was waren das noch für Zeiten, als man durch Leistung überzeugen musste.
Aber keine Sorge: Dascha werden wir wiedersehen. In der Modelwelt? Ich glaube nicht. Dschungelcamp oder eigene Comedyshow? Schon eher. Die Frau hat das nötige Sendungsbewusstsein.
Romina Palms wird ihre hinzugewonnenen Follower dazu nutzen, ihre Influencer Karriere voranzutreiben und lukrativere Werbeverträge und Kampagnen an Land zu ziehen. Warum auch nicht? Klum hat ihre Bekanntheit genutzt und jetzt nutzt sie den GNTM Ruhm.
Sie ist auch die, die ich im Laufe der Show immer mehr gemocht habe, trotz ihrer eingestreuten „ich bin so klein, ich hab es so schwer“ Jammereien. Dass sie auf den wir-heiraten-live-im-Finale Akt verzichtet hat, rechne ich ihr und ja, auch ihrem Mozarella-Macker, hoch an.
Unternehmen hässliches Entlein
Es gibt da ein hartnäckiges GNTM Märchen, mit dem wir aufräumen sollten: diese Vorstellung, dass Heidi Klum auf die Normalsterblichen niederkommt und eine unbeleckte Unschuld vom Land als das Top-Talent entdeckt. Sozusagen vom Bauernhof direkt auf den Laufsteg. Gestern noch der Kühe melkende Bauerntrampel und heute die Sensation bei Chanel. Diese Geschichte vom hässlichen Entlein, das sich unter Klums Führung zum wunderschönen Schwan entwickelt, aber noch nie zuvor geradeaus gelaufen ist – die ist einfach nicht wahr. So läuft das nicht mehr. Fast alle Kandidatinnen haben mittlerweile Erfahrungen gesammelt. Sei es über einen eigenen Instagram Auftritt, Youtube Kanal oder Modelerfahrung. Zur Not sind sie einfach mit diesem oder jenem Z-Promi „bekannt“. Auch Romina war keine Unbekannte, sonst wäre sie wohl nicht in die Endrunde gelangt. Denn 1.68 Meter sind kein Gardemaß für ein Model. Und nein, nicht jeder Modelfloh ist automatisch eine Kate Moss. Nur Kate Moss ist eben Kate Moss.
War sonst noch was?
Ansonsten bin ich froh, dass dieses Mal keine TV Legende wie Thomas Gottschalk gedemütigt wurde, es zu keiner Hochzeit unter Beteiligung eines Murmeltiers kam und auch keine fremdschamigen Auftritte, wo irgendwelche Botschaften auf Plakaten vermittelt wurden, über den TV flimmerten.
Natürlich hat man ein paar Sachen vermisst.
Der Top 20 Walk wurde aus Sicherheitsgründen kurzerhand abgeblasen.
Den völlig überhypten „Personality Award“ hat man wohl an Liliana verliehen, aber uns dies nicht mehr gezeigt. Ich weiß aber auch nicht, was man mit dieser Auszeichnung so sinnvolles anstellt. Ich meine, welcher zukünftige Arbeitgeber lässt sich davon beeindrucken?
Fan Liebling Mareike (warum eigentlich?) durfte mit einer merkwürdigen Frisur auf dem Kopf den leeren Backstagebereich abmoderieren und wusste: am Ende kackt die Ente. Also wenn da nicht die taff Moderation ruft.
Statt ansatzweise Weltstars kam eben Magdeburgs größter Exportschlager zum Zug. Sie schaffen es tatsächlich, den alten The Who’s Hit „Behind Blue Eyes“ wie einen im Halbfinale gescheiterten ESC Beitrag klingen zu lassen. Bill Kaulitz sieht nun endgültig aus wie der verlorene Sohn von Bert Wollersheim. Nur gut, dass The Who nicht wissen, wer Tokio Hotel sind und das auch nie erfahren werden.
Jetzt dauert es aber wieder 8 lange Monate, bis es endlich wieder losgeht.