Meine Güte, was war das denn?
Das Ende der 3. Staffel der Krimiserie „Kommissarin Lund – das Verbrechen“ ist ja mehr als unglaubwürdig.
Dass Sara Lund einen unbewaffneten (nicht mal mehr) Verdächtigen erschießt und dann lieber ins Ausland fliegt, als ihren Verdacht zu beweisen – was ist da nur in die Drehbuchschreiber gefahren?
Hier wollte man sich offenbar die Möglichkeit einer 4. Staffel offenhalten, weil die Serie zu gut läuft. Ich denke, viele Fans hätten sich wenn schon denn schon einen Heldentod gewünscht oder eine frühzeitige Pensionierung als Heldin und nun treusorgende Großmutter. Stattdessen sitzt sie in einem Flieger nach Island, während die anderen Charaktere (wie aus den Staffeln zuvor gewohnt) die Geschehnisse vertuschen und zum business as usual übergehen.
Leider hat man dem TV-Charakter mit dieser Entwicklung nachhaltig geschadet, auch wenn man diese Übersprungshandlung moralisch nachvollziehen könnte.
Ich denke da anders, denn das Serienende der dritten Staffel ist episch. Meiner Ansicht nach fliegt Lund mit dem vorher bestellten Lufttaxi nach Kopenhagen zurück und stellt sich den Behörden. In dem Nachspann kann man anhand der Reaktion von Brix erahnen, das sie dies vorhat. Entsprechend entfernt sie aus ihrem Handy den Akku, um telefonisch nicht erreichbar zu sein (u.a. für Borch). Ihr Rechtsempfinden und ihre Psyche sind soweit ausgeprägt, dass für sie eine Flucht außer Frage steht und sie sich erklären möchte. Jetzt wird es fiktisch, jedoch nicht unrealistisch.
In Kopenhagen selbst wird sie wohl des Mordes an Reinhardt angeklagt. Hier entwickeln sich verschiedene (fiktive) Erzählstränge. Der Wahrscheinlichste ist, dass Sarah Lund angeklagt & verurteilt, doch um die Geschichte nicht öffentlich zu machen, dazu gedrängt wird zu schweigen (ähnlich wie in der zweiten Staffel mit Ulrik Strange). Eine vorzeitige Pensionierung (mit dazugehöriger Rente und disziplinarischem Verfahren hinsichtlich Amtsmissbrauchs im Falle Reinhardt) zwingen Lund sich ihrer wohl größten Herausforderung zu stellen: ihrem Privatleben.
Eine interessante Interpretation, die natürlich (nach dem wenigen, was wir wissen) zulässig ist, aber mich nicht ganz überzeugt. Der Anruf bei Brix könnte sicherlich ein Schuldeingeständnis sein. Wahrscheinlich ist es bereits zu spät, als er es erfährt, um sie noch aufzuhalten. Den Weg zurück nach Kopenhagen hätte sie auch mit Borch vornehmen können.
Was sich in Kopenhagen entwickeln würde, ist völlig spekulativ – dadurch sicher interessant – aber eine vierte Staffel wird gezwungenermaßen diesen Fall noch einmal aufnehmen und neu durchkauen müssen. Das wäre für die Fans der Serie sicher ermüdend. Und da ich fest daran glaube, dass sich die Macher hier eine Hintertür offen gehalten haben, ziehe ich die Kopenhagen Variante nicht in Betracht.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass man dem Charakter Lund mit der Hinrichtung (nichts anderes war es) Reinhardts außerordentlich und unnötig geschadet hat. Er hat im Prinzip nicht mal den Mord an dem Mädchen gestanden, nur Indizien wiesen darauf hin. Dass Lund dann einfach die Waffe zückt und ihn kaltblütig erschiesst ….
Ja, man könnte zur Erklärung ihr frisch gebackenes Oma-Dasein heranziehen, aber dadurch geht die Tat für mich dennoch nicht mit dem TV-Charakter Lund zusammen.
„…Sie haben mich viel gelehrt. Ich werde das selbstverständlich mit in die Zukunft nehmen.“
Das klingt wie ein Versprechen weiter kleine Mädchen zu mißbrauchen und zu ermorden und in der Vergangenheit begangene Fehler nicht zu wiederholen. Sie hat die Erkenntnis gewonnen, dass sie ihn niemals überführen wird und befreit die Welt von einem Übel.
Aber warum wird ihrem Charakter denn geschadet? Die Hinrichtung war doch total plausibel insofern, als sie sich im Verlauf der Staffel immer stärker mit dem Entführer identifiziert hat. Er hatte sich nie um seine Tochter gekümmert. Nach ihrem Tod bekam er Schuldgefühle, die ihn zum Monster werden ließen. Etwas Ähnliches hat Sarah Lund auch durchgemacht. Sie hatte unglaubliche Schuldgefühle ihrem Sohn gegenüber. Nur durch diese „mentale Verbindung“ zum Entführer war sie dazu in der Lage, den Fall zu lösen – nur mit der für sie typisch-tragischen Wende, dass sie dadurch die Chance verpasst hat, sich mit ihrem Sohn zu versöhnen. Und insofern entspricht das Ende ganz und gar dem Charakter von Lund: sie kann nicht glücklich werden und opfert alles Menschliche ihrer Arbeit, denn die mangelnde Distanz zum Entführer macht sie zur Mörderin.
Sie drücken es selbst ganz gut aus: „die mangelnde Distanz zum Entführer macht sie zur Mörderin“. Nebenbei gesagt, Mord wird anhand anderer Kriterien bemessen als Distanz aber es trifft dahingehend zu, dass sie hier einen Racheakt (wie der Entführer) vollzieht. Dabei spielt es keine Rolle, ob Reinhardt schuldig war oder nicht, Hinrichtung bleibt Hinrichtung. Und genau so einen Charakterzug hat die Figur Sarah Lund in den ganzen Staffeln zuvor nicht gezeigt, weshalb ich das den Drehbuchschreibern schon übel nehme.
Ich freue mich aber, dass auch andere Krimifreunde an dieser famosen Serie Anteil nehmen und sich Gedanken zur Story und den Figuren machen.
Gut, einen Zug zur Hinrichtung hat sie bisher nicht gezeigt. Aber wer tut das schon vorher? Was sie aber wohl konstant an den Tag legte, war eine erbarmungslose Härte gegen sich und – mehr noch – gegen andere. Von daher finde ich das Ende nach wie vor nicht unplausibel. Eine Hinrichtung ist halt eine der extremsten Formen von Erbarmungslosigkeit.
Und wahrscheinlich tun wir gerade das, was die Autoren sich wünschen: wir rätseln über die Bedeutung des Endes. Auf jeden Fall würde ich Ihnen zustimmen, dass es danach riecht, als wolle man sich für irgendwann doch noch einmal die Option einer vierten Staffel offen halten. Auch darüber kann man ja so schön spekulieren, ob und unter welchen Bedingungen vielleicht….. Ganz schön raffiniert, die Dänen. Weiterhin viel Spaß beim Enträtseln!
Ich frage mich da dann noch etwas ganz anderes.
Wer ist die deutsche Kommissarin Lund? :o)
Bzw., wo bleibt sie? Wann kommt sie?
Und warum wissen die Skandinavier, wie man so gute Krimiserien macht (Beck, Lund, Wallander, Der Adler, Verdict revised, CSI Göteborg etc.) und wir nicht?
Eine Spekulation und ein nicht unwichtiges Indiz
Indiz: Die letzte Einstellung der dritten Staffel war jene, indem Sarah Lund in einem Flugzeug flog. In jenem saßen Lund auf der Rückbank und der Pilot vor ihr. Es handelte sich wohl um ein einmotoriges Flugzeug, wohl jenes Lufttaxi, welches zuvor von Reinhardt bestellt hat. Angesichts der geographischen Entfernung Stavangers nach Kopenhagen (ca. 560 km) und nach Reykjavík (ca. 1550 km) ist es wahrscheinlicher, dass der Flug nach Kopenhagen ging.
Spekulation: Borch, in Lund verliebt und geschockt von ihrer Tat, dürfte ihr in Stavanger / Norwegen den Rücken frei halten, indem er die norwegischen Amtskollegen ablenkt & aufhält. Dies könnte in Form einer Falschaussage geschehen, dass Lund wegen wichtiger Ermittlungen nach Kopenhagen zurückkehren musste und dass das Abbleben Reinhardts in Notwehr geschehen ist (bleibt zu hoffen, dass die Überwachungskameras auf dem Flughafen nicht allzu deutlich die Tat wiedergeben…). Ähnlich hat es auch Ulrik Strange am Ende der zweiten Staffel gemacht, als er Rabe den Mord an Lund in Form von Indizien (z.B. Schmauchspuren, Tatwaffe etc.) anhängen wollte. Warum nicht ein gemeinsames Vorgehen von Lund & Bloch?
Natürlich ist dies alles Spekulation, eben wie es zu einem guten Ende eines Krimis gehört. Offene Enden regen stets die Fantasie der Zuschauer an, und wenn man sich so angeregt austauscht, wie hier, ist der Plan der Serienmacher aufgegangen. Auf jeden Fall stellt eine mögliche vierte Staffel (wenn überhaupt) die Autoren vor komplexe Sachverhalte, die logisch & dramaturgisch zu konstruieren eine große Herausforderung darstellt.
Das mit dem Lufttaxi und der Reichweite stimmt.
aaaahhhhhh,,,,mein Recorder hat sich 5 Minuten vor dem FINALE abgeschaltet: Lund hat dabei den Reinhardt erschossen, Borg kommt dazu….ENDE.
Lieber Lars, Deine Site hat den Frieden wiedergestellt, habe schon überall nach einem Filmsnippet gesucht, kann jetzt aus Euren Kommentaren das Ende filmisch vor mir sehen….ehrlich gesagt finde ich es auch unglaubwürdig…das passt nicht u ihrem Charakter…dann noch der arme Borg…. hoffen wir mal auf eine überfällige Fortsetzung (!!!)
Dann dröseln wir die kalten Fakten nochmal ein wenig auf:
Sie erschießt den Verdächtigen, Kollege kommt entsetzt hinzu und tüftelt einen Schlachtplan aus, wie sie am besten fliehen könnte, bevor jemand in Norwegen und Dänemark bemerkt, was los ist.
Sie soll mit dem Flieger nach Island und sich dort weiter absetzen.
Wie jetzt aber schon einige Leute in den Kommentaren dargelegt haben, wählt sie wohl einen anderen Weg – während sich alle anderen Beteiligten nicht mehr um die eigentliche Mordsache kümmern (der Herr Regierungschef lässt seinen toten Sohn zugunsten des Wahlerfolgs ruhen, der Herr Zeeland Chef muss aus Staatsräson auch so weitermachen und die Sondereinheit bzw. der Innenminister kommen mit einem blauen Auge davon).
Nach langem Zögern habe ich nun doch Lund S3 angeschaut und bereue es sehr, damit Zeit vergeudet zu haben. Wurden in S1 und S2 dem Zuschauer schon alle möglichen dramaturgische Wendungen zugemutet, um 10 Stunden voll zu bekommen, wurde das in S3 noch getoppt. Mal abgesehen von den vielen unwahrscheinlichen Hin&Hers im Ablauf, den völlig unlogischen Handlungssträngen des Drehbuchs und dem dauernden innenpolitischen Sturm im Wasserglas, war das Ende eine schlichte Zumutung für den Zuschauer und eine Bankrotterklärung an nachvollziehbaren Handlungen. Zuerst wird über fast 10 Stunden gezeigt wie der Regierungschef und der Industrieboss (samt dauerhysterischer Mutter) sich als integere Persönlichkeiten verhalten, die alles für eine restlose Aufklärung der Fälle tun und dann – schwuppdiwupp – ist plötzlich alles ganz anders und die große Decke des Stillschweigens wird über alles gelegt. Für wie dämlich halten die Drehbuchartisten dieser Serie uns Zuschauer eigentlich? Als Gegenbeispiel seien mal „Millennium“ und „Die Brücke – Transit in den Tod 1 bis 3“ genannt. Meine Erkenntnis – nicht alle Krimis aus dem hohen Norden haben Niveau und sind per se anschaubar, wie in vielen Kritiken leider zu lesen ist.
Ich dachte, von „Die Brücke – Transit in den Tod“ ist erst kürzlich die brandneue Staffel 2 gelaufen? Über eine 3. Staffel wird doch gerade erst einmal nachgedacht?!
Den Handlungsablauf in der letzten Sara Lund Staffel fand ich jetzt nicht mehr oder weniger verworren und anstrengend als in den beiden Staffeln zuvor. Lediglich das Ende hat mich nicht begeistert. Die Heldin so vorzuführen … das war kein Ruhmesblatt für die Drehbuchautoren. Man hat förmlich gespürt, wie hier krampfhaft nach einem Knaller-Ende gesucht wurde.
Ja – sorry – mit S3 bei der Brücke hatte ich mich vertan – war so im Trilogiefieber 😉
Bin auch gespannt, wie die da den Bogen hin kriegen wollen. Ich hab schon beim Ende von S2 um ein schlüssiges Finale gebibbert – aber sie haben´s gut hinbekommen – das hatte die Größe einer klassischen Tragödie.
Also ich fand auch die 3. Staffel spannend bis zum Ende und hoffe auf eine 4. Staffel. Übergang erscheint nicht so schwierig. Reinhardt war in der Tat ein Serientäter und die Mordreihe in der gesamten Welt kann ihm durch Lund nachgewiesen werden bzw. finden sich auch in seinem Nachlass entsprechende Beweise. Um den Ruf des internationalen Konzerns zu schützen und auch die Rolle der dänischen Regierung bzw. Justizministeriums zu kaschieren wird die Tat nachträglich als unglücklicher Unfall mit Todesfolge dargestellt und das Verfahren eingestellt. Als später die USA in Grönland Atomraketenabfangschild errichten möchte und es zu einer Mordserie kommt, wird von der unabhängigen Polizei Grönlands aufgrund einer Einflussnahme des dänischen Außenministeriums Lund zur Klärung beigezogen. …
Also spannend, im Sinne von unterhaltend, fand ich die auch (obwohl einige Tricks und Kniffe in der Inszenierung durch die 2 Vorgängerstaffeln etwas abgenutzt erschienen). Ich glaube, was viele Fans unversöhnlich empfanden – war die Auflösung des Plots und Lunds Entscheidung.
Die dritte Staffel ist meiner Meinung nach die schlechteste. Und, da es wohl keine weiteren Staffeln geben wird, ist das Ende mehr als unbefriedigend da offen. Es war gestern schon spät, als ich die letzte Folge geschaut habe, aber ich habe es so verstanden, dass sie wieder zurück nach Kopenhagen fliegt, Borch zurücklässt und IHM den Mord anhängt. Während sie als unschuldig gilt und einen Neustart mit Sohn, Schwiegertochter und Enkelin wagen kann. Im Knast wäre ihr das ja kaum möglich also hat sie kurzerhand Borch die Schuld in die Schuhe geschoben. Brix per Handy informiert und ihr Akku aus dem Handy genommen, damit Borch sie nicht anrufen kann…
Das ist meine Theorie bzw. so habe ich es verstanden. Was natürlich gerade für Lund schockierend ist, aber ich glaube, nachdem sie verinnerlicht hatte, was sie getan hat und was das für Konsequenzen hat, wollte sie sie ihre Zukunft retten und hat nur an sich und ihre Familie gedacht.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass sie selbst die Schuld auf sich nimmt, aber ich glaube da eher an meine Theorie. Für mich sah jedenfalls alles danach aus…
Hm, also nicht wenige Leute fangen jetzt an zu spekulieren, wie man jetzt den Bogen zur 4. Staffel hinbekommt. Das erscheint mir sogar machbar. Zumindest machbarer als bei der Konkurrenz von „Die Brücke II – Transit in den Tod“.
Also ich habe das Ende ja auch nicht ganz nachvollziehen können (zumindest aber verstanden, im Gegensatz zum Ende von Staffel 2), aber für mich war immer klar, dass es nur bedeuten kann: Kommissarin Lund übernimmt die Verantwortung.
Søren Sveistrup, der Erfinder, hat ja schon gesagt, dass es keine weiteren Staffeln von Lund geben wird. Leider…
Ich glaube, man könnte aus jeder Möglichkeit noch eine weitere Staffel zaubern (Lund stellt sich, Lund schiebt Borch die Schuld in die Schuhe, Lund flieht…). Dafür das es die letzte Staffel war, war das Ende wirklich unbefriedigend. So viele Interpretationsmöglichkeiten. Und ich weiß, dass es für viele auch ziemlich schwer zu verkraften ist, dass die Serie damit endet, dass Lund Selbstjustiz verübt und damit eine Mörderin ist.
Nach allem….in aller Kürze:
– das Ende der letzten Folge ist
konsequent logisch, wenn man
davon ausgeht Lund habe starke
autistische Tendenzen
– sie wählt die einzig mögliche
Lösung eines Problems um
weitere mögliche Opfer zu
verhindern.
– sie fliegt nach Kopenhagen um
sich zu stellen… einzig logische
Konsequenz ihrer Tat.